Wolfsberg/Hartberg – Der WAC hat als erste Mannschaft in der Bundesliga-Meistergruppe Salzburg Punkte abgeknöpft. Durch das harterkämpfte 0:0 in Wolfsberg schrumpfte der Vorsprung des Tabellenführers auf Verfolger Rapid auf fünf Punkte. Die Wiener gewannen mit einem 1:0 in Hartberg zum vierten Mal in Folge und dürfen dadurch zumindest noch ein bisschen mit dem großen Coup spekulieren.

Salzburg-Coach Marsch: "Rapid hat eine gute Mannschaft."
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"Es interessiert mich nicht, was Rapid macht. Ich schaue nur auf uns, vertraue zu 1.000 Prozent auf meine Mannschaft, dass wir das durchziehen werden", sagte Salzburg-Verteidiger Andre Ramalho im Sky-Interview. Sein Trainer war da etwas vorsichtiger. "Rapid hat eine gute Mannschaft und jetzt das Siegesgefühl. Es kann sein, dass sie jedes Spiel gewinnen, deshalb müssen wir schauen, dass wir unsere Spiele gewinnen", erläuterte Jesse Marsch.

Erstmals seit 10. März 2019 kein Treffer für Salzburg

Seine Truppe ging nach vier Siegen in der Meistergruppe erstmals nicht als Gewinner vom Platz, insgesamt endete eine Serie von sieben Pflichtspielsiegen en suite. Zudem gelang den "Bullen" erstmals seit dem Heim-0:0 gegen Sturm Graz am 10. März 2019 in der Liga kein Tor. Das alles war aber kein Grund, um negativ auf die Partie zu blicken. "Der Gegner hat gut verteidigt und hatte einen starken Tormann. Wir hatten nicht unseren besten Tag vor dem Tor. Sie hatten vielleicht ein bisschen Glück, wir etwas Unglück. Am Ende ist aber auch ein Punkt nicht schlecht. Ich bin zufrieden", lautete das Fazit von Marsch nach einem "sehr intensiven" Spiel.

WAC-Tormann Alexander Kofler avancierte zum Helden für die Gastgeber, lenkte einen Onguene-Kopfball an die Latte (10.) und machte auch Chancen von Ramalho (31., 62.) und Hwang Hee-chan (71.) zunichte. "Es gibt Tage, wo der Ball einfach nicht reingeht, aber wir haben ein gutes Spiel abgeliefert", meinte Ramalho. Kofler freute sich über einen gelungenen Abend. "Es war ein gutes Spiel, wir haben extrem gefightet, es war ein Mentalitätspunkt. Ich bin stolz, dass ich der Mannschaft in gewissen Phasen helfen konnte", schilderte der Schlussmann der Kärntner.

WAC bot "kämpferische und läuferische Topleistung"

Sein Coach Ferdinand Feldhofer freute sich über eine "kämpferische und läuferische Topleistung". Nach zwei Niederlagen gab es wieder einmal einen Punkt, allerdings ist man nun schon vier Spiele sieglos. "Der Punkt kann am Ende noch sehr wichtig sein", betonte Feldhofer. Laut Kofler kann man vor dem Retourspiel in Salzburg am Sonntag (17 Uhr) darauf aufbauen. In der Tabelle dürfte Rang drei das höchste der Gefühle sein. Der Rückstand auf den vorbeigezogenen LASK beträgt nur einen Punkt, während die zweitplatzierten Rapidler schon acht Zähler enteilt sind.

Rapid hat unter Trainer Didi Kühbauer einen Lauf.
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Die setzten ihren Erfolgslauf munter fort. Wie auch schon beim 1:0 beim LASK und dem 2:1 gegen den WAC setzte man sich mit einem Tor Unterschied durch. Diesmal war der Erfolg aber durchaus verdient. "Wir haben bis auf die ersten acht Minuten das Spiel kontrolliert, leider haben wir es verpasst, den Sack früher zuzumachen", analysierte Rapid-Trainer Dietmar Kühbauer. Dadurch habe man für die anstehenden Aufgaben, darunter am Sonntag das Retourspiel gegen Hartberg und dann am Mittwoch der Heimschlager gegen Salzburg, keine Kräfte sparen können.

Grün-weißes Lazarett

Bitter ist für die Hütteldorfer zudem, dass die Personalproblematik noch einmal größer wurde. Goalie Tobias Knoflach musste schon vor Anpfiff wegen einer Achillessehnenblessur passen, während der Partie schieden Kelvin Arase (Verdacht auf Gehirnerschütterung) und Topstürmer Taxiarchis Fountas (Muskelverletzung) aus. Unabhängig davon sind sieben andere Spieler verletzt. "Unser Videoanalyst ist auch ganz gut, den können wir vielleicht auch noch auf den Spielbericht schreiben", hat Mittelfeldspieler Thorsten Schick seinen Humor noch nicht verloren.

Umso beachtlicher ist die aktuelle Serie des Rekordmeisters, bei dem Dreiergoalie Paul Gartler bei seinem Debüt ohne Gegentreffer blieb. "Es steckt glaube ich keine Mannschaft in Österreich so weg, wie wir das machen", so Schick. Auf große Ansagen wird verzichtet. "Wir schauen von Spiel zu Spiel, das ist derzeit unser Geheimnis. Auf die anderen schauen wir nicht, wir konzentrieren uns auf unsere Leistung und unsere Richtung stimmt", verlautete der Ex-Schweiz-Legionär. Der Vizemeistertitel scheint den Wienern kaum mehr zu nehmen, sofern der Sechs-Punkte-Abzug für den LASK aufrecht bleibt. "Wir haben uns am zweiten Platz festgesetzt, das ist super für uns", so Kapitän Stefan Schwab. (APA, 18.6.2020)