Laut der neuen Untersuchung wird man um regelmäßige Tests weiter nicht herumkommen. Die Immunität bei asymptomatisch Infizierten könnte nämlich zeitlich beschränkt sein.

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Es war zu vermuten, nun ist es aber durch eine neue Untersuchung empirisch besser abgesichert: Menschen, die mit Sars-CoV-2 infiziert sind, aber nie Symptome entwickeln, dürften eine schwächere Immunreaktion auf das Virus haben, zeigt eine am Donnerstag in "Nature Medicine" veröffentlichte Arbeit. Das bedeutet aber auch, dass unklar ist, wie lange die Immunantwort dieser Personen anhält – was wiederum das immer wieder diskutierte Ausstellen von sogenannten "Immunitätspässen" fragwürdig macht.

Die meisten Menschen, die mit Sars-CoV-2 infiziert sind, leiden an einer leichten bis schweren Atemwegserkrankung mit Symptomen wie Fieber, Husten und Kurzatmigkeit, die zwei bis 14 Tage nach der Ansteckung auftreten können. Andere jedoch, die positiv auf die Infektion getestet werden, sind entweder asymptomatisch oder zeigen nur leichte Symptome. Was im Körper dieser Infizierten ohne Symptome vorgeht, ist bis jetzt nicht gut verstanden.

Längere Virusabgabe

Chinesische Forscher um Ai-Long Huang (Medizinuniversität von Chongqing) untersuchten deshalb 37 asymptomatische Personen, bei denen vor dem 10. April 2020 eine Sars-CoV-2-Infektion diagnostiziert wurde. Von den 37 asymptomatischen Patienten waren 22 weiblich und 15 männlich, ihr Alter betrug zwischen acht und 75 Jahren.

Die Mediziner fanden unter anderem heraus, dass diese Patienten eine mittlere Dauer der Virusabgabe von 19 Tagen aufwiesen, verglichen mit 14 Tagen in einer Gruppe von 37 symptomatischen Patienten. Die Anzahl der virusspezifischen IgG-Antikörper waren in der asymptomatischen Gruppe während der akuten Phase der Infektion, als das Virus in den Atemwegen nachgewiesen werden konnte, signifikant niedriger als in der symptomatischen Gruppe.

Starke Abnahme der Antikörper

Acht Wochen nach der Entlassung aus dem Krankenhaus nahm die Zahl an neutralisierenden Antikörpern bei den asymptomatischen Patienten um 81,1 Prozent ab, verglichen mit 62,2 Prozent bei den symptomatischen Patienten. Dies deutet darauf hin, dass die asymptomatischen Patienten eine schwächere Immunantwort auf eine Sars-CoV-2-Infektion hatten, so die Autoren. Die Forscher beobachteten auch, dass die IgG-Spiegel bei einem großen Teil der asymptomatischen Patienten innerhalb von zwei bis drei Monaten nach der Infektion zu sinken begannen.

Die Schlussfolgerungen der Forscher: Aufgrund der neuen Erkenntnissen dürfte das Ausstellen von "Immunitätspässen" noch fragwürdiger sein als bisher schon diskutiert. Zwar seien zusätzliche Studien an größeren Gruppen von symptomatischen und asymptomatischen Patienten erforderlich, um die Dauer der antikörperbasierten Immunität zu bestimmen. Doch vorläufig müsse man an den Tests und ähnlichen Maßnahmen festhalten. (red, 18.6.2020)