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Schriftsteller Peter Handke.

Foto: Reuters/Christian Hartmann

Theaterhäuser sind weitgehend geschlossen, und so springt der Radiosender Ö1 in die Bresche und macht der vortragenden Kunst in seinem Programm mehr Platz. Theater im Radio? Fast: Immer samstags und sonntags werden noch bis Ende Juni auf Theaterstücken basierende Hörspiele gesendet. Kaspar von Peter Handke ist noch bis Sonntag in der Mediathek zu hören, eine Produktion des ORF Steiermark aus dem schönen Jahr 1968, als das rollende r noch en vogue und der Kärntner Autor bereits ein Star war ("Beschreibungsimpotenz" in Princeton; Publikumsbeschimpfung in Frankfurt). Das damals zu Recht als Klassiker des neuen Theaters gefeierte Stück hatte im selben Jahr in Claus Peymanns Regie Uraufführung im Theater am Turm.

Mehr Avantgarde war nie: Handkes sprachkritischer Text funktioniert heute noch als wummernde Sprechperformance, die Redeweisen ausstellt und diese nicht ohne Schmäh durchdekliniert ("Jeder Satz ist für die Katz"). Die hier von anonymen Einsagern an der Titelfigur vollzogene Sprechdressur geht auf. Am Ende sagt er: "... doch künftig bin ich vernünftig" – und dahinter hört man die Autorenstimme des heutigen Nobelpreisträgers Handke höhnisch lachen.

Vier weitere Hörspiele stehen noch bevor, darunter auch solche, die charakterstarke Stimmen des (österreichischen) Theaters konserviert halten, etwa Bertolt Brechts Das Verhör des Lukullus von 1965 mit Hanns Obonya (20. Juni) oder Thomas Bernhards Elisabeth II. mit Wolfgang Gasser, Irm Herrmann, Peter Matić und anderen (27. Juni). (Margarete Affenzeller, 18.6.2020)