H.-C. Strache hat als 19-jähriger Jungnazi bei der Premiere des "Heldenplatz" von Thomas Bernhard vom Rang des Burgtheaters sein "Buuh!!" gegen das "Nestbeschmutzer"-Stück heruntergebrüllt.

32 Jahre später muss Strache merken, dass er selbst in einem urösterreichischen Stück mitspielt, wie es Thomas Bernhard nie eingefallen wäre, denn das wäre ihm zu banal und zu lächerlich gewesen: Ibiza-Finca, Oligarchennichte (falsch), Wodka-Red-Bull, schmutzige Zehennägel, angedeutetes Combatschießen als Übersetzung von "Glock" ins Russische, Joschi und die Detektive, Graf Koks von Kohlenkeller, der freiwillige Feuerwehrmann und die Pornodarstellerin als Hüter des Geheimnisses, Fahndungserfolge der Soko Tape , die aber die Korruptionsstaatsanwaltschaft und der U-Ausschuss wochenlang nicht zu Gesicht kriegen, Sex, Lügen und Video (der Film).

Untersuchungsausschuss zur Ibizaaffäre.
Foto: Christian Fischer

In "Heldenplatz" heißt es: "Österreich selbst ist nichts als eine Bühne, auf der alles verlottert und vermodert und verkommen ist." Nein, "so sind wir nicht", hat der Bundespräsident dazu vor einem Jahr gesagt, und er hat ja irgendwie recht, aber so sind wir eben auch.

Das Stück "Ibiza oder Die Fleißigen und Anständigen" ist ja deprimierend, aber gleichzeitig so verzweifelt lustig, so unglaublich unterhaltend in seiner Schmierigkeit, dass man nicht wegschauen kann. Ein "guilty pleasure", wenn es je eines gegeben hat. (Hans Rauscher, 18.6.2020)