Georg Knill ist der neue Chef der Industriellenvereinigung.

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Wien – Am Montag muss der neue Industrie-Präsident Georg Knill seinen guten Draht zur Sozialpartnerschaft unter Beweis stellen. Da tagen die Interessenvertreter von Arbeitgebern und Arbeitnehmern, um über die Verlängerung der Kurzarbeit über September hinaus zu verhandeln. Eine Alternative gebe es nicht, stellte Knill in seiner Antrittspressekonferenz am Freitagvormittag klar. Es sei mit einer ordentlichen Konjunkturdelle und starker Unterauslastung zu rechnen. "Wachstum braucht Unterstützung und Anreize", sagte Knill, sonst könne Österreichs Industrie nicht in Fahrt kommen und die Arbeitsplätze sichern.

Der 47 Jahre alte Georg Knill führt mit seinem älteren Bruder Christian in zwölfter Generation die gleichnamige steirische Industriegruppe, die Komponenten für Energiesysteme und Maschinenbau produziert und rund 2.000 Arbeitnehmer an Standorten in Europa, Asien, den USA und Australien beschäftigt. Umsatz: 336 Millionen Euro.

So streng getrennt die beiden ihre Geschäftsbereiche des Familienunternehmens führen, zusammen haben sie ihren politischen Einfluss kräftig ausgebaut: Christian ist Obmann des größten Fachverbands in der Wirtschaftskammer, der Metalltechnischen Industrie, und bei der Herbstlohnrunde der Metaller stets angriffslustig. Nun rückt Bruder Georg, dem Kompromissfähigkeit und Augenmaß attestiert werden, im Haus der Industrie ein. Diese Kombination und Machtfülle schürte im austarierten Machtsystem auf dem Wiener Schwarzenbergplatz durchaus Vorbehalte, die offenbar aber nicht unüberwindbar waren.

Unbeschriebenes Blatt

An Kontur wird der neue Industrie-Präsident jedenfalls noch gewinnen müssen. Denn der nun zur höheren Ehre aufgestiegene Georg Knill war in der Öffentlichkeit bisher wenig bekannt. Ein relativ unbeschriebenes Blatt. In seinem Heimatbundesland Steiermark hat der Maschinenbau-Ingenieur, der dort seit vier Jahren als Landes-IV-Präsident fungiert, eher hinter den Kulissen gewirkt. Er habe, erzählt er mit einigem Stolz, etliche Forderungen der Industrie im steirischen Regierungsprogramm "untergebracht".

Anders als seine Vorgänger, die bisweilen mit der Landespolitik hart ins Gericht gingen, blieb der Vater zweier Töchter sehr zurückhaltend, was ihm im politischen Umfeld die Charakterisierung als "ein lieber Kerl" einbrachte. Von der "anderen Seite" der Gewerkschaft wird Knill, der die HTL Maschinenbau in Weiz absolviert hat, als "angenehmer Gesprächspartner" wahrgenommen. "Er ist kein Heißsporn, aber er ist einer, der fragen geht, bevor er entscheidet", heißt es in Gewerkschaftskreisen. Georg Knill kann auf seine enge Vernetzung – und auf seinen guten Zugang zur jungen türkisen Regierungspartei – bauen.

Klassische Forderungen

Sein industriepolitisches Credo: Wachstum, Wachstum, Wachstum, mehr IT-Orientierung, keine Belastungen für die Industrie. (mue, ung, 19.6.2020)