Rimini im Juni 2020: Die Strände füllen sich wieder. Obwohl Italien vor allem im Norden schwer von Covid-19 getroffen wurde, liegt die Zahl der Neuansteckungen pro Million Einwohner nun unter jener Österreichs.

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Wien – Mit einem rund 50 Millionen Euro hohen Budget arbeitet die Österreich-Werbung in regulären Jahren, beim heurigen Milliardenverteilen sollte die Tourismusorganisation aber nicht leer ausgehen. Eine Sonderzahlung von 40 Millionen Euro wird die Mittel des von der Wirtschaftskammer und dem Tourismusministerium unter Elisabeth Köstinger (ÖVP) getragenen Vereins nahezu verdoppeln, und ein guter Teil davon soll die Österreicher dazu bewegen, im ersten Sommer der Corona-Zeitrechnung Urlaub im eigenen Land zu machen.

Inwiefern das noch notwendig ist, steht auf einem anderen Blatt. Denn auch ohne große Werbekampagnen plant eine Mehrheit der Bevölkerung Urlaub daheim. Zumindest ergab eine Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Gallup von Mitte Juni, dass 60 Prozent der Reisenden heuer eine Destination in Österreich besuchen wollen. 28 Prozent wollen weiterhin ins Ausland – von ihnen plant aber nur jeder Zehnte eine Fernreise außerhalb Europas –, die restlichen zwölf Prozent sind sich über ihre Reisemodalitäten noch nicht im Klaren.

Zuhausebleiben ist auch ohne Corona beliebt

Zuhausebleiben war aber schon ohne Covid-19-Beschränkungen oder -Ängste beziehungsweise die finanziellen Einbußen durch den Lockdown die beliebteste Form von Sommerferien. Befragt nach dem einen Lieblingsurlaubsland, antwortete vergangenen Sommer ein Viertel der Österreicher: Österreich. Die berüchtigten Hausmeisterstrände sorgten für einen wenig überraschenden zweiten Rang Italiens, dicht gefolgt aber bereits von Kroatien; beide Länder erreichen in der Marketagent-Umfrage gut 15 Prozent. Mit einstelligen Prozentwerten in den Top Ten: Griechenland, Spanien, Türkei, Ägypten, die Britischen Inseln (das Vereinigte Königreich und Irland wurden gemeinsam abgefragt), die USA, Thailand und Deutschland.

In Summe decken Österreich und die genannten Nationen also mehr als 85 Prozent der bevorzugten Urlaubsländer ab. Nimmt man die jüngst erfassten Fallzahlen in diesen Staaten als simplen Indikator für die Ansteckungsgefahr, dann lässt sich daraus ableiten, dass eine Auslandsreise das Infektionsrisiko mindern, aber auch erhöhen kann – je nachdem, wo die Unterkunft steht (und ungeachtet der Gefahr bei der Anreise oder lokaler Besonderheiten in Touristenhochburgen).

Während es hierzulande im Wochenmittel zuletzt 3,9 tägliche Neuinfektionen pro Million Einwohner gab, lag dieser Wert beispielsweise in Thailand mit 0,04, in Griechenland mit 2,11 und in Italien mit 3,15 darunter, während er in Kroatien etwa gleich hoch war (3,86) und sich in Deutschland (7,21) sowie in Spanien (7,41) etwas über dem Österreich-Mittel bewegte. Deutlich höher waren die Kennzahlen in den Nicht-EU-Staaten Ägypten (14,36), Türkei (15,02), dem Vereinigten Königreich (17,01) und den USA (90,33).

Hinweis: Anders als der umgebende Text in diesem Artikel werden sich die Kurven in den Diagrammen in Zukunft laufend automatisch aktualisieren.

Ob die Einreise in und die Rückreise aus diesen Ländern über den Sommer hinweg überhaupt möglich sein wird, und wenn ja, unter welchen Bedingungen, ist freilich noch nicht absehbar. Derzeit erlaubt Österreich den Grenzübertritt aus 32 ausschließlich europäischen Nationen ohne verpflichtenden Test oder Quarantäne; von den Lieblingsurlaubsländern nicht darunter sind das Vereinigte Königreich und die Türkei.

Wer aus diesen Staaten einreisen will, muss ebenso wie bei der Rückkehr aus den genannten außereuropäischen Staaten USA, Thailand und Ägypten grundsätzlich einen negativen Sars-CoV-2-Test vorweisen, der nicht älter als vier Tage ist, oder sich 14 Tage in Quarantäne begeben. (Michael Matzenberger, Sebastian Kienzl, 25.6.2020)