Zwei Familien in der ZDF-Miniserie "Deutscher" unter sich – v.l.n.r.: Christoph Schneider (Felix Knopp), David Schneider (Paul Sundheim), Eva Schneider (Meike Droste), und Ulrike Pielcke (Milena Dreißig), Marvin Pielcke (Johannes Geller), Frank Pielcke (Thorsten Merten).

Foto: ZDF

Man quatscht über den Gartenzaun hinweg, lädt sich mal zum Grillen ein und hilft einander bei technischen Problemen. So wie die Familien Schneider und Pielcke in der ZDF-Miniserie Deutscher (freitags ab 22.30 Uhr und in der Mediathek) leben Millionen Familien in Deutschland nebeneinander (her).

Befreundet sind eher die halbwüchsigen Söhne als die Erwachsenen. Doch als eine rechtspopulistische Partei die Wahl gewinnt, haben wohl oder übel auch die Eltern mehr mit- oder besser gesagt gegeneinander zu tun. Denn die Pielckes sind politisch rechts, die Schneiders links. Die einen finden die neuen Zeiten naturgemäß gut, die anderen schlecht.

Es holpert ein wenig zu Beginn, alles dreht sich so stark bloß um das Thema Ausländer, dass es nicht ganz glaubwürdig ist. Auch später fallen noch viele Klischeebegriffe wie "Gutmenschengesabbel" und "Türkenhure". Dass der abgebrannte Döner-Imbiss durch einen Schnitzelladen ersetzt wird, ist auch recht plakativ.

Doch es gibt viele feine Zwischentöne. Erzählt wird von Ängsten, von wirtschaftlichen Abhängigkeiten und davon, wie Menschen sich verändern, wenn ihr Gedankengut von oben herab bestätigt wird. Ach, diese eine Kundin in der Apotheke, sei immer schon rechts gewesen, heißt es. Ja, schon, lautet der Konter. Aber jetzt muss sie sich nicht mehr genieren.

Und es ist nicht alles schwarz-weiß. So kommen die rechten Pielckes nicht gänzlich unsympathisch daher, schon gar nicht die Frau. Hingegen nervt der linke Herr Schneider. Nicht nur deshalb: sehenswert. (Birgit Baumann, 20.6.2020)