Die gehäuften Corona-Fälle in deutschen Schlachtbetrieben lenken die Aufmerksamkeit auf die Bedingungen der Fleischmassenproduktion: Billigarbeiter aus Osteuropa, in Massenquartieren untergebracht, enger Kontakt am Arbeitsplatz, Ansteckungsgefahr riesig.

Analog dazu sah man vor kurzem die armseligen, unhygienisch wirkenden Quartiere für osteuropäische Erntehilfsarbeiter bei einem Gemüsebetrieb in Niederösterreich: So hat man sich eine sicherheitsgerechte Unterbringung in Corona-Zeiten eher nicht vorgestellt.

Symbolbild eines Schlachtbetriebs.
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Das Wiener Kalbsschnitzel im Wirtshaus stammt mit einiger Wahrscheinlichkeit aus den Niederlanden, berichtete die ORF-Doku "Am Schauplatz" vor kurzem. Nicht viel anders bei Rindern und Puten. Ist halt billiger. Heimische Bauern können da oft nicht mithalten.

Wobei diese heile Welt – "aus heimischer Produktion" –, die uns oft in der Werbung begegnet, eben oft eine geschönte Realität ist.

Die dunkle Kehrseite der billigen Lebensmittelproduktion ist den meisten wahrscheinlich bewusst, sie wird aber verdrängt. Genauso wie die gesundheitlichen Probleme durch den zu hohen Fleischkonsum, die Quälerei für die Tiere und die Umweltvernichtung durch riesige Anbauflächen für Tierfutter in den Entwicklungsländern (Brandrodungen am Amazonas).

Verdrängung ist eben ein unheimlich starker psychologischer Mechanismus. (Hans Rauscher, 19.6.2020)