Franz Welser-Möst effektvoll-konzentriert bei Richard Strauss

Wesely

Tenor Michael Schade an der Staatsoper, auch Juan Diego Flórez ebendort, im Konzerthaus bald Rudolf Buchbinder mit Klavierabenden. Und im Musikverein treffen die Wiener Philharmoniker Dirigent Franz Welser-Möst, mit dem sie im Salzburger Juli Elektra erarbeiten werden. Fast scheint es, als würde der vertraute Konzertalltag aufleben, um ein nicht mehr erwartetes Saisonfinale opulent zu zelebrieren.

Beim Anblick des fast leeren Goldenen Saals und der mit Plastikstreifen beklebten Sitze stellt sich konkret allerdings eher das Gefühl einer gespenstischen Sondersituation ein. Auch wenn die hundert Zuhörer nach Verklingen der mal herzhaft, dann wieder entspannt tänzelnden 3. Symphonie von Schubert mit Standing Ovations danken.

Leicht zu verdrängen

Während der Musik sind die einmaligen Rahmenbedingungen natürlich leicht zu verdrängen: Die vier symphonischen Zwischenspiele aus der bürgerlichen Opernkomödie Intermezzo von Richard Strauss lassen Raum für philharmonische Qualitäten zwischen leichtfüßigem Dahinrasen des komponierten Reisefiebers samt Walzerseligkeit.

Punktuell sind auch deutliche Lebenszeichen des markanten Geigenklangs zu erleben, der als emphatisch jauchzender Kollektivsound Rufzeichen setzt. Welser-Möst, drängend und prägnant zugange, hebt das Geschehen auf eine Ebene der Konzentration, was beiläufiges Abspulen unterbindet.

Der Saal ist – im fast leeren Zustand – jedoch kein guter Gastgeber klarer Darstellungen dieser kontrapunktischen Linienvielfalt. Niemand hat Schuld, es lässt sich aber schwer verdrängen. Wobei man natürlich froh ist, dass überhaupt etwas stattfindet und klingt.

(Ljubiša Tošic, 22.6.2020)