Handynutzer bekommen regelmäßig unsichtbare SMS – von ihren Anbietern.

Foto: Imago

In der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage nennt Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) Details zur Handyüberwachung in Österreich. Demnach werden keine stillen SMS eingesetzt, und sogenannte IMSI-Catcher kamen im vergangenen Jahr 89-mal zum Einsatz. Für das Abhören von Gesprächen und anderer Kommunikation ist das Ministerium auf die Zusammenarbeit mit Mobilfunkern angewiesen. Als einziger Anbieter veröffentlicht Magenta (vormals T-Mobile) Zahlen dazu.

Überwachung bei T-Mobile

Laut Transparency Report des Telekom-Unternehmens haben österreichische Behörden im vergangenen Jahr 1.614 Anschlüsse direkt überwacht, 38.076 Stammdaten (Subscriber Master Data) und 12.792 sogenannte Data Traffic Records – also Standortlokalisierungen, Auskünfte über Nachrichtenübermittlungen wie beispielsweise eingehende und ausgehende Anrufe, und einzelne ausgewertete Funkzellenabfragen –, abgefragt sowie 400 IP-Adressen überprüft. Ein Jahr davor waren es 2.075 Anschlüsse, 36.456 Stammdatenauskünfte, 12.581 Standortabfragen und 113 IP-Adressen. Seitens anderer Mobilfunker heißt es lediglich, dass die Überwachungsmaßnahmen gestiegen seien.

Stille SMS

Während in Deutschland das Versenden stiller SMS zum Alltag von Strafverfolgungsbehörden und Geheimdiensten zählt, kommt diese Methode der Ortung von Handys in Österreich nicht zum Einsatz. "Das Bundesministerium für Inneres verfügt über kein System zur Versendung von stillen SMS oder stillen Anrufen", so Innenminister Nehammer in seiner Beantwortung der parlamentarischen Anfrage. Mithilfe stiller SMS können Mobiltelefone geortet werden. Die Nachricht wird auf dem Display des Empfängers nicht angezeigt, sein Telefon bestätigt jedoch unbemerkt den Eingang der Nachricht. So können etwa durch eine permanente Ortung Bewegungsprofile von Handynutzern erstellt werden.

Allerdings bekommen Handynutzer hierzulande regelmäßig unsichtbare SMS, da ihre Mobilfunker derartige Nachrichten verschicken. A1, Magenta und "3" nutzen die Technik, um Handys besser auf ihr Netz abzustimmen. Die Mobilfunker sprechen von "OTA-SMS". A1 versendet solche "Over the air"-SMS, um seine bevorzugten Roamingpartner auf den SIM-Karten zu speichern. Bei T-Mobile kommen derartige Nachrichten etwa bei der Erstaktivierung einer SIM-Karte zum Einsatz.

IMSI-Catcher

Um Handys zu orten, werden sogenannte IMSI-Catcher genutzt. Im Jahr 2019 gab es 89 Einsätze, im Jahr zuvor waren es 122. IMSI-Catcher, die sich zwischen Handys und die gemeinhin als "Handymast" bekannte Basisstation schalten, ermöglichen neben der Standortbestimmung des Handynutzers auch das Abhören von Telefonaten und das Mitlesen von SMS-Nachrichten. Laut Innenministerium werden hierzulande die Geräte "ausschließlich genutzt, um Mobiltelefone auszuforschen und zu lokalisieren".

Für ihre Dienste bekommen die Mobilfunker auch Geld. Im Jahr 2019 waren das immerhin 306.203,41 Euro, im Jahr davor lediglich 154.474,20 Euro. Ein Indiz dafür, dass bei den anderen beiden Mobilfunkern, A1 und "3", die Überwachungsmaßnahmen zugenommen haben. (Markus Sulzbacher, red, 22.6.2020)