Kino am Dach der Wiener Hauptbücherei – heuer mit leeren Plätzen dazwischen.

Foto: St. Balbach Art Produktion

Aufgrund der Pandemie verlegt sich noch mehr als in normalen Sommern gerade alles ins Draußen. Man könnte also annehmen, dass das etablierte Konzept der Freiluftkinos einen Boost erfährt: ja und nein. Ja, weil diesen Sommer neueröffnete oder wiederbelebte Autokinos dazukommen; nein, weil einige Veranstalter ob der Sicherheitsbestimmungen ihr Programm nicht wie geplant umsetzen können oder wollen; die ewigen finanziellen Probleme verschärfen sich, wenn jene Kinos, die auf Eintrittsgelder angewiesen sind, deutlich weniger Plätze besetzen können.

Erst voriges Jahr übernahm das Kollektiv Kaleidoskop die Leinwand auf dem Wiener Karlsplatz, dieses Jahr muss bereits pausiert werden. Als Ersatzprogramm wird von 26. Juni bis 17. Juli unter dem Namen Kaleidoskop 2020. Fragmente täglich ein neues Motiv auf die Leinwand affichiert; im Billboard ist ein Screen integriert, der im Loop Videoarbeiten zeigt.

Nicht alle Sommerkinos sind Freiluftkinos. So zeigt das Filmmuseum Wien von 2. Juli bis 16. August ein facettenreiches Programm aus seiner Sammlung – der Avantgardefilmer Bruce Baillie erfährt zum Beispiel eine Würdigung im Double Feature. Bis 3. Juli, also bitte schnell sein, widmet das Filmhaus am Spittelberg Black Lives Matter mit Filmen wie Queen & Slim,I Am Not Your Negro oder dem hervorragenden BlacKkKlansman von Spike Lee einen Schwerpunkt.

Salzburg/Tirol/Vorarlberg

Wer in Salzburg Open-Air-Kino will, muss eigentlich fast auf eine Burg, deren es ja viele gibt. Die Burgen Mauterdorf, Hohenwerfen oder Hohensalzburg werden zur Kulisse für cineastisches Vergnügen – wobei, ob Filme wie Enkel für Anfänger wirklich so vergnüglich sind, bleibt dahingestellt. Man kann sich sein Kinoerlebnis allerdings auch von einem Bier kühlstellen lassen: Ab 9. Juli wartet das Trumer Sommerkino am Bräuereigelände in Obertrum immer donnerstags mit Programm auf. Das Sommerkino im Gerichtshof Radstadt und das FallKinoKrimml sollen auch nicht unerwähnt bleiben.

In Tirol findet von 24. bis 30. August das Filmfestival Kitzbühel zum achten Mal statt, auf dass aufstrebende Filmemacher aus aller Welt das schöne Bundesland nicht nur mit Corona-Partys verbinden.

Für Kurzfilme versammle man sich dagegen von 11. bis 15. August im Ländle zur Alpinale – immerhin 900 Miniaturen wurden eingereicht, eine schöne Auswahl sieht man dann in Bludenz.

Oberösterreich/Niederösterreich

Das tolle Freiluftkino auf dem OK Deck in Linz muss dieses Jahr leider ausfallen – man weicht auf größere Plätze aus. Von 9. bis 11. Juli finden Projektionen im Donauparkstadion und von Mitte Juli bis Mitte August beim Parkbad statt.

Außerdem gibt es noch einige Open Airs im Raum Freistadt: Das Holzhaider-Stadion bekommt eine Leinwand, und das Open Air Kino am Braunberg wird eine Bank für gemütliche Abende. Programm folgt.

Lauschig: Open Air Kino am Braunberg.
Foto: Moviemento

Niederösterreich platzt geradezu vor Sommerkinos, die alle unter dem Namen und auf der Website www.sommerkinoe.at/ zu finden sind. An mehr als 20 Spielorten gibt es etwas zu sehen. Empfehlungen sprechen wir erstens für das Open Air Kino beim Kesselhaus in Krems aus. Brandneues gibt es in Form dreier Previews: Eine größere Welt (Un monde plus grand), Master Cheng in Pohjanjoki und Waren einmal Revoluzzer stehen auf dem Spielplan.

Zweitens muss das Open-Air-Programm des ohnehin schon feinen Cinema Paradiso in St. Pölten Erwähnung finden, das am 2. Juli fulminant mit einem Mitsingkino zum Klassiker Im weißen Rössl startet. Die Theatertruppe Villa Valium spornt die Besucher zum Mitgrölen an. Antworten auf die Frage, was der Sigismund dafür kann, sind dabei garantiert. Aber auch Uncineastisches wie ein Konzert von Ursula Strauss und Ernst Molden sowie ein Tagebuchslam finden im wohlkuratierten Programm Platz.

Steiermark/Kärnten

In der Steiermark nahm man die Vorreiterrolle ein: Bereits Anfang Juni startete das kuschelige Open-Air-Kino im Joanneumsviertel in Graz vulgo Leslie Open. Diesen Monat darf man sich noch auf Screenings von Little Women oder Jojo Rabbit freuen – bis Ende August wird gespielt.

Open-Air-Kino im Joanneumsviertel in Graz.
Foto: Leslie Open

In Klagenfurt findet zum Beispiel das Open Air Kino im Burghof ab 18. Juli statt – das Programm wird erst veröffentlicht.

Burgenland/Wien

Im Burgenland herrscht leider filmische Ödnis. Ob die Leinwand beim Lokal Mole West in Neusiedl dieses Jahr hochgefahren wird, ist aus Budgetgründen noch ungewiss. Man darf hoffen, denn an Lauschigkeit ist das Kino am See nicht zu überbieten.

In der Hauptstadt ist die Auswahl deutlich größer. Am 18. Juni hat bereits das Kino am Dach auf der Hauptbücherei mit Die Dohnal eröffnet. Bis in den September wird projiziert, rezente, aber nicht ganz neue Filme wie Gipsy Queen oder Booksmart sind dabei. Ab 1. Juli geht das Volxkino bei freiem Eintritt auf Wanderschaft. Gestartet wird auf dem Platz vor der Piaristenkirche, passenderweise mit vier Filmen über die römisch-katholische Kirche. Amen. Das Sommerkino des Filmarchivs heißt heuer Wien wie noch nie, findet sowohl am Augartenspitz als auch im Metro-Kino statt und nähert sich in 35-mm-Kopien dem Thema Stadtfilm.

Das süße dotdotdot im Garten des Volkskundemuseums.
Foto: Kollektiv Fischka/Kramar

Festivaltechnisch gibt es das unübersehbare Filmfestival am Rathausplatz mit Opern-, Jazz- und Pop-Screenings. Am 4. Juli geht es mit Fidelio in der Regie von Christoph Waltz los. Kleiner und feiner, wenn wir uns eine Wertung erlauben dürfen, sind das süße dotdotdot-Kurzfilmfestival im Garten des Volkskundemuseums ab 5. Juli sowie das Frameout im Museumsquartier ab 17. Juli mit Fokus auf digitaler Kultur und Kunstfilm. (Amira Ben Saoud, 23.6.2020)