Mary Jo Laupp soll dafür gesorgt haben, dass bei Trumps Kundgebung etliche Plätze frei blieben.

Foto: Mary Jo Laupp

Bescheiden ist US-Präsident Donald Trump bekanntlich nicht. Dass ihm ausgerechnet jemand, der sich selbst als "Tiktok-Oma" bezeichnet, einen Strich durch die Rechnung macht, dürfte er nicht erwartet haben: So sparte er nicht mit Selbstlob, als er sich mit der erwarteten großen Teilnehmerzahl für eine Kundgebung am Samstag in der US-Stadt Tulsa brüstete. Die Realität war eine andere – anstatt hunderttausender Fans, die den Event trotz anhaltender Corona-Krise besuchen sollten, hielt Trump seine Rede vor großteils leeren Rängen.

Präsidenten "getrollt"

Der Grund liegt angeblich in einer Social-Media-App: Tiktok-Nutzer, unter anderem von der 51-jährigen Mary Jo Laupp bewegt, hatten ihn "getrollt", wie es im Netzjargon heißt, indem sie tausende Tickets vorab reservierten und dann nicht einlösten.

Immer wieder Kopfschütteln

Eigentlich ist die Plattform für Lip-Sync-Videos, versuchte Humorclips und Internet-Challenges bekannt, die bei älteren Menschen manchmal für Kopfschütteln sorgen. In der Fülle eigentlich zur Unterhaltung gedachter Inhalte rief Laupp dazu auf, Trump einen Streich zu spielen: Die Lehrerin, die mit 51 Jahren und drei Enkelkindern zu den ältesten Usern gehört, hatte bemerkt, dass der US-Präsident seine erste Kundgebung seit dem Ausbruch des Coronavirus in Tulsa halten will. Sowohl den Zeitpunkt als auch den Ort empfand sie als problematisch und riet Jugendlichen, "Black Wall Street" und "Juneteenth" zu googeln. Dann erfahren sie nämlich vom Massaker in Tulsa 1921, bei dem Weiße die Geschäftsviertel von Afroamerikanern in Brand setzten. Und vom 19. Juni, der jährlich an die Befreiung der schwarzen Bevölkerung von der Sklaverei erinnert.

Hunderttausendfach angesehen

Auch wenn die Veranstaltung später um einen Tag verschoben wurde, reichte Laupps Ärger für die sonst als so politikverdrossen geziehenen Teenager, die das Video hunderttausendfach ansahen, kommentierten – und dem Aufruf Folge leisteten oder ihn sogar selbst wiederholten. Möglich war das Ganze, da eine Reservierung via Smartphone erlaubt wurde – dafür reichte lediglich eine Handynummer.

Resonanz nicht erwartet

So viel Resonanz hatte "Tiktok-Oma" Laupp nicht erwartet: Eigentlich wollte sie nur ihrem eigenen Ärger gegenüber rund 1000 Followern Luft machen, sagt sie zu CNN. "Ich weiß nur, ich war auf der Geburtstagsfeier meines Enkels, als mein Handy förmlich explodierte." Ob die Aktion letztlich alleinig für die leeren Ränge sorgte, weiß sie zwar nicht – erfolgreich war sie jedenfalls. (Muzayen Al-Youssef, 22.6.2020)