Zeev Sternhell 1935 – 2020.

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Jerusalem – Der israelische Historiker, Politikwissenschaftler und Friedensaktivist Zeev Sternhell ist tot. Sternhell starb im Alter von 85 Jahren, wie die Hebräische Universität in Jerusalem am Sonntag mitteilte. Der Holocaust-Überlebende galt als Ikone der Linken in Israel und bezog immer wieder öffentlich Position gegen die israelische Siedlungspolitik und die Besetzung des Westjordanlandes.

Förderer eines tiefgreifenden Wandels

Die Hebräische Universität würdigte Sternhell als Persönlichkeit, die "akademische Exzellenz und Engagement für unsere Gesellschaft und unser Land" in sich vereint habe. Der emeritierte Professor sei einer der wichtigsten Wissenschafter gewesen, die die Hebräische Universität hervorgebracht habe, erklärte Rektor Asher Cohen. Sternhells innovativer Ansatz in der Politikwissenschaft habe "einen tiefgreifenden Wandel im Umgang der Wissenschaft mit ideologischen und vor allem radikalen Bewegungen" gebracht.

Neben seiner wissenschaftlichen Tätigkeit veröffentlichte Sternhell regelmäßig Kommentare in der Zeitung "Haaretz", in denen er sich oft deutlich gegen den Bau jüdischer Siedlungen im besetzten Westjordanland richtete.

Sternhell war 1935 als Sohn jüdischer Eltern in Polen geboren worden. Getarnt als Katholik überlebte er den Holocaust. Seine Mutter und seine Schwester wurden von den Nationalsozialisten ermordet.

Opfer von Rechtsextremismus

Nach dem Krieg ging Sternhell zunächst nach Frankreich, 1948 wanderte er in den neugegründeten Staat Israel aus. Später wurde er einer der Gründer der siedlungskritischen Organisation "Peace Now". 2008 wurde Sternhell mit dem renommierten Israel-Preis für Politikwissenschaft ausgezeichnet. Im selben Jahr verübte ein Rechtsextremist einen Bombenanschlag auf Sternhell, bei dem dieser verletzt wurde.

Der Zeitung "Haaretz" zufolge starb Sternhell infolge von Komplikationen nach einer Operation. Er hinterlässt eine Frau, zwei Töchter und mehrere Enkel. (APA, 22.6.2020)