Clemens Tönnies hat ein Problem.

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Positive Schlagzeilen mal wieder, das wäre schon schön. Aber bei Clemens Tönnies, Aufsichtsratschef des deutschen Fußball-Erstligisten Schalke 04 und Betreiber des größten Schlachthofes in Deutschland, klappt es nicht – weder im Fußball noch beim Fleisch.

Mehr als 700 Infizierte gibt es nach einem Corona-Ausbruch in seinem Betrieb in Rheda-Wiedenbrück (Nordrhein-Westfalen); im Landkreis Gütersloh mussten alle Schulen und Kindergärten geschlossen werden und mehr als 7.000 Menschen in Quarantäne.

Tönnies hat sich entschuldigt, doch der Unmut ist groß. Das allerdings ist der 64-Jährige, der mit Fleisch ein Milliardenvermögen gemacht hat, durchaus gewohnt.

Er ist der Sohn eines Fleischhauers und hat selbst eine Ausbildung als Fleischtechniker und Kaufmann absolviert. Sein Bruder Bernd gründete 1971 einen Großhandel für Fleisch- und Wurstwaren, diesen bauten die beiden Brüder zu einer der größten Fleischfabriken in Europa aus.

17 Millionen Schweine jährlich

Der nun vorübergehend geschlossene Schweineschlachthof in Rheda-Wiedenbrück ist der größte in Deutschland, Tönnies lässt jährlich 17 Millionen Schweine schlachten.

Scharfe Kritik muss er sich jetzt auch von seinem Neffen Robert Tönnies anhören, der die Werkverträge mit meist osteuropäischen Arbeitnehmern und schlechte Wohnverhältnisse für diese anprangert. Er hält die Hälfte des Unternehmens, die Anteile erbte er von seinem Vater, der 1994 nach einer Nierentransplantation starb.

Der Onkel solle gehen, meint der Neffe, die beiden liegen seit Jahren im Clinch. Mit mehr Freizeit könnte sich der "Alte" auch mehr um seinen Fußballklub Schalke kümmern.

Auch dort läuft es nicht rund: Seit 14 Spielen gelang kein Sieg, der Klub hat 197 Millionen Euro Schulden. Viele Schalke-Fans hat Tönnies, zweifacher Vater und in zweiter Ehe verheiratet, auch mit seiner Einschätzung vergrätzt, warum man in Afrika Kraftwerke bauen sollte: "Dann hören die auf, die Bäume zu fällen, und sie hören auf, wenn’s dunkel ist, wenn wir die nämlich elektrifizieren, Kinder zu produzieren."

Sein Amt bei Schalke ruhte danach drei Monate lange. Tönnies war es übrigens, der das Sponsoring von Schalke durch Gazprom einfädelte. Dem russischen Präsidenten ist er freundschaftlich verbunden, wenn er ihn in Moskau besucht, bringt er Fleisch mit. Er hat auch verraten, was dieser bevorzugt: "Herr Putin mag die Eisbeine gern gepökelt." (Birgit Baumann, 22.6.2020)