Auf die Schließzeit folgt der Kampf ums Geld: Zehn Millionen Euro bekommen die Bundesmuseen, fünf die -theater.

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Nach Monaten des Bangens (und Ärgerns) werden jetzt auch dem von massiven Einnahmenausfällen betroffenen staatlichen Kulturbetrieb Coronahilfsgelder zugestanden. In Verhandlungen mit dem Finanzministerium (ÖVP) einigte sich das Kulturministerium (Grüne) auf ein Ratenmodell. In einem ersten Schritt geht es um 15 Millionen Euro, wie man über die APA verlautbaren ließ. Im Herbst sollen weitere Mittel fließen, deren Höhe noch offenbleibt. Sie wird sich an "der weiteren Entwicklung in den Häusern und auch an der Pandemie" orientieren, stellt Kunst- und Kulturstaatssekretärin Andrea Mayer in Aussicht.

Von der ersten Tranche, die auf eine Sicherung der Liquidität abzielt, sind fünf Millionen Euro für die Bundestheater und zehn Millionen für die Bundesmuseen vorgesehen. Die Aufteilung wird anhand der individuell vorgelegten wirtschaftlichen Kalkulationen in den nächsten Tagen im Detail verhandelt. Im Falle der Museen werden jene mit hohem Eigendeckungsgrad dem Vernehmen nach aliquot mehr bekommen: Beim Kunsthistorischen Museum (KHM), der Albertina und dem Belvedere wird es wohl um eine Größenordnung von zwei bis 2,5 Millionen Euro gehen.

Und die Österreichische Nationalbibliothek (ÖNB)? Für 2020 werden – von der Basisabgeltung abgesehen – "keine zusätzlichen Mittel benötigt", erklärt ÖNB-Direktorin Johanna Rachinger auf Anfrage. Man habe zwei Monate Kurzarbeit in Anspruch genommen, die mit 700.000 Euro unterstützt wurden. Für 2021 wird es jedoch um eine Erhöhung der Basisabgeltung gehen müssen, da sich der strenge Sparkurs in der aktuellen Form nicht fortsetzen lässt.

Bundesmuseen-Card neu

Bei den Museen können die laufenden Einnahmenausfälle durch den massiven Besucherrückgang trotz diverser Einsparungen derzeit kaum kompensiert werden. Die Touristen fehlen schmerzlich, das heimische Publikum macht sich teils rar. Als zusätzlichen Anreiz wird deshalb für die Bundesmuseen-Card eine Sommeraktion eingeführt: Von 1. Juli bis 15. September kostet diese "Streifenkarte" für je einen Besuch in den acht Häusern nur 19 statt der bisher üblichen 59 Euro.

Mit der ersten Hilfstranche soll aus Sicht des Kulturministeriums sowohl die Zahlungsfähigkeit der Häuser als auch der Erhalt der Arbeitsplätze vorläufig sicher gestellt sein. Kunststaatssekretärin Andrea Mayer fordert zeitgleich einen sorgsamen Umgang mit den zugestandenen Mitteln ein. Zu den Vorgaben gehört dabei die Beendigung der Kurzarbeit in den Häusern mit Ende Juni. Zumindest weitestgehend und von Einzelfällen abgesehen: Je niedriger die Besucherfrequenz, desto geringer der Bedarf an Führungen von Kunstvermittlern oder an Shop-Mitarbeitern.

Alarm wegen Kurzarbeit

Zuletzt hatte die Betriebsrätekonferenz der Österreichischen Bundesmuseen und der Österreichischen Nationalbibliothek punkto Kurzarbeit Alarm geschlagen, da dringend notwendige Arbeiten nicht erledigt werden können. Demnach stünde das wissenschaftliche Personal vor einer paradoxen Situation: Jetzt, da man sich ohne den üblichen Druck des Tagesgeschäfts der wissenschaftlichen Aufarbeitung oder Inventarisierung und Digitalisierung widmen könnte, werde die Arbeitszeit beschränkt.

An der Bundesregierung übte man offen Kritik: deren "bislang einzige Covid-19-Maßnahme" habe sich "auf die Gehaltseinbußen unserer Kolleginnen und Kollegen in Kurzarbeit und im Homeoffice beschränkt". "Aus Liebe zum Beruf und aus Angst vor einem Arbeitsplatzverlust" hätten diese eine "verkehrte Form der Umverteilung" in Kauf nehmen müssen.

Als Belegschaftsvertretung fordern sie – im Gleichklang mit den Direktoren – eine langfristige Absicherung der Bundesmuseen durch einen finanziellen Ausgleich der Einnahmenverluste. Zusätzlich mahnen sie, "zum Schutz unserer Kolleginnen und Kollegen", aber auch den längst fälligen gemeinsamen Kollektivvertrag ein.

Bei der aktuellen Feilscherei um Hilfsgelder blieb das noch unberücksichtigt. Sobald die Verhandlungen um höhere Basisabgeltungen der Bundestheater und Bundesmuseen ab 2021 starten, sollten die Versäumnisse an dieser Front auf der Agenda landen. Schließlich hat sich die Koalition im Regierungsprogramm und unabhängig von der Coronakrise dem Thema Prekariat und "Fair Pay" im staatlichen Kulturbetrieb verpflichtet. (Olga Kronsteiner, 23.6.2020)