Abstand halten lautet nach wie vor die Devise. Bei Level geht es jetzt ums Ganze. Mittwoch Vormittag wird demonstriert vor dem Bundeskanzleramt.

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Wien – Die Mitarbeiter der insolventen Billigfluglinie Level nehmen Anlauf, um die Folgen der Pleite ihres Arbeitgebers doch noch abzuwenden. Heute, Mittwochfrüh, sammeln sie sich auf dem Ballhausplatz, um Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) auf ihr Schicksal aufmerksam zu machen. In einem offenen Brief kritisieren sie, dass es für sie und ihr Unternehmen keinerlei staatliche Hilfen gegeben habe.

"Wir wollen die Regierung an ihre Versprechen erinnern, die sie am Anfang der Krise gegeben hat", sagte Betriebsratsvorsitzender Harald Kleedorfer. Das aus der Insolvenz der Niki Luftfahrt hervorgegangene Start-up habe, im Gegensatz zu anderen Billigairlines, alle Mitarbeiter korrekt angestellt, branchenübliche Gehälter gezahlt und sämtliche Arbeitszeitregelungen eingehalten. Umso härter seien sie von der Pleite betroffen, in die sie von der zum britisch-spanischen Flugkonzern IAG gehörenden Mutter geschickt wurden. Werde der Flugbetrieb eingestellt, gingen 200 "hochwertige Arbeitsplätze" verloren. Das Wort AUA-Staatshilfe erwähnte Kleedorfer nicht, der Konnex zur Lufthansa-Tochter, die mit Millionen an Staatshilfe gerettet werden soll, liegt allerdings auf der Hand.

Staatshilfe fehlte

Der beim Landesgericht Korneuburg eingebrachte Insolvenzantrag der Level Europe GmbH ist diesbezüglich erhellend. "Bemühungen um staatliche Unterstützung respektive Finanzierung blieben erfolglos", heißt es im Antrag. Drei Mal hätten die Eigentümer Anlaufverluste ausgeglichen, bis zur Corona-Pandemie seien Umsatz und Buchungszahlen im Plan gewesen, Kosteneinsparungen umgesetzt worden, zitiert das Flugportal Austrian Aviation.net aus dem Antrag. Insolvenzverwalter Michael Lentsch sucht bis nächste Woche eine Lösung.

Der Ryanair-Ableger Laudamotion ist diesbezüglich weiter. Sie hat, wie berichtet, 94 Beschäftigte zur Kündigung angemeldet, die gegen den – nach mühsamen Verhandlungen mit der Gewerkschaft Vida – neuen Kollektivvertrag stimmten. Darunter befänden sich, sagen Insider, zumindest 24 Fälle, die arbeitsrechtlich nicht so einfach kündbar wären, etwa weil ihre Arbeitsverträge de facto unkündbar sind, weil sie sich in Elternteilzeit oder Karenz befänden, oder schwanger seien. Das Unternehmen hatte mitgeteilt, sich von "bis zu" zwölf Piloten und 82 Flugbegleitern zu trennen, die den neuen Kollektivvertrag nicht akzeptiert hätten. Wer den neuen KV nicht akzeptierte, müsse Ende Juni gehen. Kündigungen können wegen Kurzarbeitshilfen erst seit Dienstag ausgesprochen werden. (red, APA, 23.6.2020)