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Dies ist ein computergeneriertes, auszugsweises Transkript zu Testzwecken. Derzeit erwägen wir Möglichkeiten, wie und ob wir künftig ausgewählte Podcasts auch in schriftlicher Form anbieten können. Die Aufnahme ins reguläre Angebot hängt unter anderem vom Leserinteresse ab. Feedback zu diesem Angebot nehmen wir gerne im Forum entgegen!

Antonia Rauth [00:00:15] Diese Woche ist es soweit: Die Stadt Wien schickt allen Einwohnern einen Wirtshaus-Gutschein mit der Post. Wer allein lebt, erhält einen Gutschein über 25 Euro. Haushalte mit mehr als einer Person bekommen 50 Euro Gutschein. Wie, wo und wofür diese Gutscheine eingelöst werden können und wieso die Aktion auch Kritik erntet, erklärt Günther Strobl vom STANDARD.

Antonia Rauth [00:00:36] Günther, die Gastro-Gutscheine sind unterwegs zu den Wienern. Gibt's einen Grund, warum ich heute in meinem Postkasten noch keinen gefunden habe?

Günther Strobl [00:00:45] Gut, die Gutscheine sollten heute oder spätestens morgen im Briefkasten zu finden sein. Die Briefträger haben etwas viel zu tun im Moment, nicht nur wegen Corona, sondern wegen auch anderer Dinge.

Antonia Rauth [00:00:57] Aber wer zu den Glücklichen gehört, die ihren Gutschein heute schon bekommen haben, können die ihn dann auch gleich heute fürs Abendessen schon einlösen?

Günther Strobl [00:01:05] Der Gutschein ist sofort gültig und kann bei inzwischen mehr als tausend Wirten in Wien eingelöst werden, aber auch in Kaffeehäusern. Und es werden ständig mehr. Wichtig in dem Zusammenhang ist noch zu wissen, dass pro Rechnung maximal ein Schein eingelöst werden kann und dass der Gutschein nicht auf mehrere Konsumationen aufgeteilt werden kann. Das Geld verfällt.

Antonia Rauth [00:01:35] Das heißt gut bestellen. Was bekomme ich denn eigentlich alles mit diesem Gutschein? Und gibt's Dinge, die ich damit nicht bestellen darf?

Günther Strobl [00:01:41] Ich bekomme in erster Linie Essen und Trinken. Ausgenommen sind dezidiert alkoholische Getränke, aber auch Zigaretten zum Beispiel. Wenn ich so etwas haben muss, dann ist das mit meinem eigenen Geld zu bezahlen.

Antonia Rauth [00:01:56] Es gibt einige Berichte, wonach manche Gastronomen diese Gutscheine eher kritisch sehen. Das geht so weit, dass manche Wirte bei der Aktion gar nicht mitmachen. Warum das denn eigentlich?

Günther Strobl [00:02:06] Die Wirte beklagen insbesondere den bürokratischen Aufwand, der dadurch entsteht. Sollte zum Beispiel ein Wiener zu seinem Gutschein-Schnitzel sich ein Bier dazu bestellen, dann muss der Wirt zwei Rechnungen ausstellen, weil, wie gesagt, alkoholische Getränke wie Bier beispielsweise auf einer anderen Rechnung zu begleichen sind. Diese Gutscheine sind dann auch vom Wirten innerhalb von drei Tagen abzurechnen mit der Stadt, weil so lange sperrt sie sozusagen den Gutschein, damit nicht jemand anders missbräuchlich denselben verwenden kann. Außerdem muss der Wirt die Gutscheine im Original und in Kopie drei Jahre lang aufbewahren.

Antonia Rauth [00:02:56] Eine der größten Herausforderungen bei der Aktion war ja, dass die Gutscheine grundsätzlich fälschbar wären. Wie hat die Stadt denn jetzt versucht, das zu verhindern?

Günther Strobl [00:03:07] Ja, es gibt auf dem Papier aufgedruckt gewisse Sicherheitsmerkmale, um Fälschungen möglichst zu verhindern. Eine davon ist eine Seriennummer, die aufgedruckt ist.

Antonia Rauth [00:03:19] Wie wir vorher schon besprochen haben, machen ja nicht alle Lokale mit bei dieser Gutschein-Aktion. Wie kann ich denn jetzt herausfinden, ob mein Lieblingsrestaurant, mein Lieblingscafé diese Gutscheine auch annimmt?

Günther Strobl [00:03:30] Da gibt es eine eigene Homepage www.wienergastrogutschein.at. Da kann man dann bezirksweise nachsehen, ob mein Lieblingsgasthaus oder die Lieblingsbar da auch mitmacht. Im dritten Bezirk hab ich heute nachgeschaut, Standort STANDARD-Redaktion, hier machen inzwischen 120 Wirte mit.

Antonia Rauth [00:03:54] Jetzt hat die Stadt 40 Millionen Euro für diese Gastro Gutscheine ausgegeben. Hätte man dieses Geld nicht vielleicht auf eine andere Art noch sinnvoller investieren können?

Günther Strobl [00:04:05] Es gibt sicherlich viele andere Möglichkeiten, 40 Millionen sinnvoll auszugeben. Als Konjunkturbelebung für die durch die Corona-Krise arg gebeutelte Gastronomie ist es eine rasche und auch treffsicherer Hilfe. Und das kommt dann schon an bei den notleidenden Wirten.

Antonia Rauth [00:04:26] Durch die Corona-Krise geht es aber nicht nur der Gastronomie schlecht. Auch viele kleine Geschäfte in Österreich und die Kulturszene haben Probleme. Sind die Gastro-Gutscheine dann nicht vielleicht etwas unfair für andere Branchen?

Günther Strobl [00:04:39] Könnte man so sehen. Es ist ja auch nicht ausgeschlossen, dass es insbesondere auch für den Kulturbereich noch Initiativen geben wird bis zum Herbst hin, wenn auch die verschiedenen Theaterlokale wieder aufsperren und vor Publikum Programm machen können.

Antonia Rauth [00:04:58] Wie schätzt du das ein? Sind diese Gutscheine also eine treffsichere, eine essenzielle Hilfe für die Wirte? Oder ist es doch eher ein bissl ein Wahlzuckerl für die Wien-Wahl, die ja im Herbst ansteht?

Günther Strobl [00:05:09] Beides. Weil die Wahlen im Oktober stattfinden, ist das natürlich eine gute Möglichkeit für die SPÖ zu zeigen, dass die Wiener und Wienerinnen Ihnen am Herzen liegen. Sowohl die Konsumenten als auch die Wirte natürlich.

Antonia Rauth [00:05:25] Wie kommt dir vor, ist bisher das Feedback aus der Bevölkerung dazu ausgefallen? So positiv, wie man sich das erwarten würde? Oder finden manche die Aktion vielleicht doch etwas zu populistisch?

Günther Strobl [00:05:36] Es gibt durchaus auch Kritik an der Aktion. Aber großteils, glaube ich, kommt sie recht gut an in dem Sinn, dass viele Leute einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schauen, wie ein altes Sprichwort so schön sagt.

Antonia Rauth [00:05:50] Da die Umsetzung dieser Gutscheinaktion jetzt jedoch etwas komplizierter ausfallen dürfte, könnte es in der Praxis ja Probleme geben. Falls die Kunden da Ärgernisse auf sich zukommen sehen oder auch von Ärgernissen betroffen wären, könnte es passieren, dass dieses Geschenk noch nach hinten losgeht?

Günther Strobl [00:06:08] Das ist natürlich ein gewisses Risiko für die Politik, die das in die Wege geleitet hat. Aber im Großen und Ganzen gilt das, was ich gesagt habe, dass man eben einem geschenkten Gaul nicht ins Maul schaut. Also der Großteil der Wiener, die diesen Gutschein im Briefkasten gefunden haben oder finden werden, nimmt das ganz gerne an.

Antonia Rauth [00:06:29] Dann lass uns kurz noch einen Blick in die anderen Bundesländer werfen. Bis jetzt hat österreichweit ja nur Wien so ein großes Gastrohilfspaket geschnürt. Wollen andere Länder oder Städte da vielleicht noch nachziehen?

Günther Strobl [00:06:40] Es gibt durchaus Vorstöße und Anregungen, insbesondere vonseiten der SPÖ. Da zum Beispiel der SPÖ-Chef in Salzburg. Die SPÖ propagiert ähnliches in Niederösterreich und auch in anderen Bundesländern ist das auf der Agenda. Aber so konkret und fix wie in Wien ist es noch nirgends.

Antonia Rauth [00:07:00] Dann drücken wir den anderen Bundesländern noch die Daumen. In die Diskussion um die Gastro-Gutscheine hat sich jetzt auch die Caritas eingeschaltet. Was schlägt die den Wienern denn vor?

Günther Strobl [00:07:10] Wer den Gutschein selbst nicht braucht, weil er glaubt, für ihn ist das nichts, der kann den Gutschein ja weitergeben. Also nicht nur einem Verwandten, sondern beispielsweise auch an die Caritas. Und die würde diese Gutscheine, die sie einsammelt, dann Obdachlosen bzw. armutsgefährdeten Familien zukommen lassen. Weil, das muss man auch wissen, der Gutschein ist nicht personalisiert.

Antonia Rauth [00:07:34] Eine schöne Idee auf jeden Fall. Günther Strobl, vielen Dank für das Gespräch.

Günther Strobl [00:07:39] Gern geschehen. (red)