Die finale Staffel der düsteren Science-Fiction-Serie "Dark" ist ab Samstag auf Netflix abrufbar.

Foto: Netflix

Wien – Eine einfache Angelegenheit war "Dark" schon bisher nicht: Die deutsche Netflix-Serie von Jantje Friese und Baran bo Odar, die sich zum waschechten Hit ausgewachsen hat, verknüpft eine düstere Atmosphäre mit Zeitreisen und dem Ende der Welt. Alles nahm seinen Ausgang in der Kleinstadt Winden – und wird dort wohl auch sein Ende erfahren, wie die ab Samstag abrufbare dritte Staffel nahelegt.

Bevor aber Antworten anstehen, werfen die Macher in den acht neuen Episoden nochmals viele Fragen auf. Unzählige verschwundene Kinder, eine unheilvolle Geheimorganisation, das Gottesteilchen und die Machenschaften im Windener AKW – über all das weiß man als aufmerksamer Seher bereits (mehr oder weniger) Bescheid. Doch wie sich die vier zentralen Familien Doppler, Tiedemann, Kahnwald und Nielsen, um die sich alles dreht, letztlich verhalten werden, da gibt es durchaus noch Spielraum.

Neues Tor geöffnet

Denn am Ende von Staffel 2, als sich der junge Jonas (Louis Hofmann) nach einer langen Reise durch die – stets von 33 Jahren getrennten – Zeitebenen wieder in seiner Gegenwart und seinem Zuhause einfindet, wurde kurzerhand ein neues Tor geöffnet. Allerdings nicht in ein neues Jahr, sondern zu einer anderen Dimension. Eine in vielen Aspekten gespiegelte Parallelwelt, in der die Apokalypse ebenso droht wie in seiner Realität.

Klingt kompliziert? Ist es auch. Die Logik von Ursache und Wirkung wird in "Dark" nach allen Regeln der Science-Fiction-Kunst aus den Angeln gehoben. Was passiert, wenn ich die Vergangenheit verändere, wenn ich in die Zukunft reise, wenn mein älteres oder jüngeres Ich mir Ratschläge erteilt? Gibt es den freien Willen, oder ist ohnedies alles vom Schicksal vorherbestimmt? Es sind Fragen und Szenarien wie diese, die von einer großen Schar an Figuren in verschiedensten Konstellationen durchdekliniert werden. Vermeintliche Bösewichte gibt es natürlich auch, meist mit vernarbten Gesichtern und einem von unheimlicher Musik untermalten Auftreten.

Trailer zur dritten Staffel von "Dark".
Netflix Deutschland, Österreich und Schweiz

Doch so eindeutig die Dinge oft scheinen mögen, sie sind es nicht in Winden. Das machen auch die neuen Episoden von Beginn an klar. Belohnt werden dabei allen voran jene, die sich einen Spaß daraus machen, auf Details und Andeutungen zu achten. So gibt es allerlei Querverbindungen und Referenzen zwischen den neu etablierten Welten, muss man sich diese aber zugegebenermaßen auch hart erarbeiten. Denn so lustvoll vieles an "Dark" konstruiert ist, so überzeugend Spezialeffekte und Setting sind, so sehr hapert es teils am erzählerischen Aufbau.

Bedeutungsschwangere Blicke

"Tempo!", möchte man schreien, wenn wieder bedeutungsschwangere Blicke getauscht werden, die wenigen gesprochenen Worte aber eher leeren Hülsen und Plattitüden gleichen. Klar, die Stimmung ist bei einer Serie wie "Dark" die halbe Miete und an filmischen Verbeugungen mangelt es ebenso wenig. Dennoch wäre die ein oder andere handwerkliche Überraschung wünschenswert, anstelle des überbordenden Einsatzes von mysteriösen Figuren in der Ferne, dunklen Gängen und Höhlen oder dem wie das Amen im Gebet eingesetzten musikalischen Vorspiel vor dem jeweiligen Twist der aktuellen Episode.

Aber egal. Trotz dieser Mängel bleibt "Dark" ein hochspannendes Serienvergnügen, das dem rätselfreudigen Publikum viel Futter gibt, aber auch mit den nur zu menschlichen Verstrickungen punkten kann. Denn all das Zeitreisen und zwischen den Welten Springen nützt ja nichts, wenn von den handelnden Personen doch wieder die selben Entscheidungen getroffen werden – wie's scheint. Was ist schon die weltenverschlingende Apokalypse im Vergleich zur menschlichen Psyche... (APA/Christoph Griessner, 24.6.2020)