Lufthansa-Mitarbeiter machen in Berlin auf ihre missliche Situation aufmerksam und hoffen, dass die Rettung hält.

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Frankfurt –Der Lufthansa-Großaktionär Heinz Hermann Thiele will einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" zufolge dem Rettungspaket für die angeschlagene Airline zustimmen. Damit würde dem Einstieg des deutschen Staates bei der AUA-Mutter nichts im Wege stehen. "Ich werde für die Beschlussvorlage stimmen", sagte Thiele der Zeitung. Er stimme gegen die Insolvenz, sagte Thiele der Zeitung, die ihn mit den Worten zitiert: "Es liegt im Interesse aller Lufthansa-Mitarbeiter, dass das Management zügige Verhandlungen mit den Gewerkschaften über die nötige Restrukturierung führen kann."

Über die Zukunft der Lufthansa wird am Donnerstag in der Hauptversammlung entschieden. Hätte Tiele nicht zugestimmt, würde auch das Aus für die Lufthansa und wohl auch für deren Tochtergesellschaft AUA drohen. Allerdings: Die deutsche Fluglinie hatte nach Informationen aus Verhandlungskreisen im Fall des Scheiterns des staatlichen Rettungspakets einen alternativen Plan entworfen, um eine Insolvenz zu verhindern.

Die deutsche Regierung könnte als Plan B in zwei Schritten zu einem Anteil von 20 Prozent an der Fluggesellschaft kommen, ohne dass eine neue Hauptversammlung notwendig wäre, sagte eine mit den Überlegungen vertraute Person am Mittwoch. "Das wäre ein Weg, auf dem der Staat ohne Zustimmung des Großaktionärs zu 20 Prozent kommen könnte", ergänzte der Insider aus dem Umfeld der Lufthansa. Das Unternehmen wollte sich dazu nicht äußern.

Zweidrittelmehrheit notwendig

Das neun Milliarden Euro schwere Rettungspaket für die durch die Corona-Krise angeschlagene Lufthansa braucht für die Kapitalerhöhung zum Einstieg des Bundes am Donnerstag einen Beschluss mit Zweidrittelmehrheit. Thiele hatte den Plan kritisiert. Er könnte ihn mit seinem 15,5-prozentigen Anteil zu Fall bringen, weil sich nur 38 Prozent der Lufthansa-Aktionäre zu der Hauptversammlung angemeldet haben.

Scheitert die Beschlussvorlage, könnte die Lufthansa den Einstieg des Bundes auf einem anderen Weg bewerkstelligen – ohne eine neue Aktionärsversammlung: Das erste Paket könnte der Staat aus dem genehmigten Kapital zum geplanten Preis von 2,56 Euro je Lufthansa-Aktie bekommen. Das Bezugsrecht der anderen Aktionäre lässt sich bei einer Kapitalerhöhung um bis zu zehn Prozent ausschließen. Der Rest käme aus einer zweiten Kapitalerhöhung, die alle Aktionäre zeichnen können – etwa auch Thiele.

Der Bezugspreis wäre dann zwar höher. Der Bund könnte die Differenz aber zurückbekommen, indem er den Betrag von der Stillen Beteiligung abzieht. Das würde aber den Ausstieg weniger lukrativ machen. "Der Bund könnte dann mit diesem Anteil womöglich keinen Gewinn machen", ergänzte der Insider. Der Plan sei bisher nicht mit Berlin abgestimmt. (red, Reuters, 24.6.2020)