Rund die Hälfte der 50 US-Bundesstaaten verzeichnet zurzeit deutlich steigende Ansteckungsraten. Das gilt besonders für Regionen des Südens – so registrieren Texas und Florida derzeit ihre höchsten Infektionsraten seit Beginn der Krise.

Foto: AFP/MARIO TAMA

Bild nicht mehr verfügbar.

Nur wenige Menschen sind derzeit in den berühmten Trams der portugiesischen Hauptstadt Lissabon unterwegs.

Foto: Reuters / Rafel Marchante
  • Seit zwei Wochen verzeichnen die USA in rund der Hälfte der Bundesstaaten deutlich steigende Ansteckungsraten. Binnen 24 Stunden wurden 35.900 neue Infektionsfälle verzeichnet – fast so viele wie zum bisherigen Höhepunkt der US-Krise im April.
  • In der portugiesischen Hauptstadt Lissabon gibt es wegen eines neuen Anstiegs der Coronafälle wieder einen Lockdown. Er soll 14 Tage gelten. Das Zentrum der Stadt ist aber nicht betroffen.
  • Nach Monaten der abnehmenden Infektionszahlen in Europa ist das Coronavirus auf dem Kontinent laut dem Regionalbüro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wieder auf dem Vormarsch. 30 Länder in der europäischen Region hätten im Laufe der vergangenen beiden Wochen wieder steigende Fallzahlen vermeldet.
  • Die europäische Arzneimittelbehörde EMA erteilte dem Medikament Remdesivir eine bedingte Zulassung bei Covid-19-Patienten. Nun fehlt nur noch die Genehmigung der EU-Kommission.
  • Eine Hochrechnung geht davon aus, dass die Zahl der Corona-Todesopfer in Lateinamerika bis Oktober auf 388.300 steigen wird.
  • 75 Personen in Niederösterreich in Quarantäne wegen eines infizierten Partygastes. Insgesamt sind in dem Bundesland mehr als 2.300 Menschen in Quarantäne.
  • In mehreren beliebten Urlaubsländern der Österreicherinnen und Österreicher – Kroatien und Italien – sind neue Cluster aufgetaucht.

Ein infizierter Gast, zahlreiche Menschen in Quarantäne

Weil eine Person nach dem Besuch zweier Feiern in den Bezirken Krems und Zwettl positiv auf das Coronavirus getestet worden ist, sind nun 41 weitere Gäste in Quarantäne. Auch 31 Kursteilnehmer und drei Lehrer der LFS Edelhof (Bezirk Zwettl) seien in Isolation, bestätigte Anton Heinzl, Sprecher von Landesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ), einen Bericht der "Kronen Zeitung".

Bei dem erkrankten Gast der beiden Partys vom 12. und 13. Juni sei am 16. des Monats eine Covid-19-Infektion nachgewiesen worden, berichtete Heinzl. Man habe sofort mit dem Contact-Tracing begonnen und die Partybesucher sowie die Kursteilnehmer und Lehrkräfte der landwirtschaftlichen Fachschule unter Heimquarantäne gestellt. Testungen seien nur nach dem Auftreten von Symptomen durchgeführt worden. Eine Person aus der LFS sei jedoch ebenfalls erkrankt.

Insgesamt sind nach einem Bericht des ORF Niederösterreich im ganzen Bundesland derzeit mehr als 2.300 Menschen in Heimquarantäne. Das bedeute nicht, dass diese Menschen auch erkrankt seien, wird dort betont, sie seien aber womöglich in Kontakt mit nun erkrankten Personen gewesen. Neben den Partygästen und Kurzteilnehmern sind unter den derzeit in dem Bundesland Erkrankten acht Mitarbeiter, fünf Patienten und eine Angehörige, die sich im Landesklinikum Neunkirchen angesteckt hatten.

Lockdown in Lissabon

Wegen einer Zunahme der Corona-Infektionen müssen weite Teile des Großraums Lissabon ab Montag, 1. Juli zwei Wochen lang wieder in den Lockdown. Das gab der portugiesische Ministerpräsident António Costa am Donnerstag bekannt. Die Bewohner der 19 betroffenen Gemeinden werden demnach nur noch aus dem Haus gehen dürfen, um Einkäufe zu tätigen, zur Arbeit zu fahren oder einen Arzt aufzusuchen. In dieser Zeit werden dort nur Versammlungen von maximal fünf Personen zulässig sein. Die Bezirke im Zentrum Lissabons sind nicht betroffen.

"Die einzige wirksame Form, die Pandemie unter Kontrolle zu bringen, ist, dass die Menschen so lange wie möglich zu Hause bleiben und stets die soziale Distanz sowie alle Schutz- und Hygienestandards einhalten", sagte Costa vor Journalisten. Das österreichische Außenministerium hat ohnehin bereits eine Reisewarnung für Portugal ausgesprochen. Diese gilt auch weiterhin.

Grünes EU-Licht für Remdesivir

Die europäische Arzneimittelbehörde EMA gibt grünes Licht für den Einsatz des Medikaments Remdesivir bei Covid-19-Patienten. Der Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) der EMA empfahl eine bedingte Zulassung der Arznei zur Behandlung von erwachsenen Patienten und Jugendlichen ab zwölf Jahren mit Lungenentzündung, die zusätzlichen Sauerstoff benötigen, wie die Behörde am Donnerstag mitteilte. Ärzte können das Medikament, das den Markennamen Veklury erhalten soll, in Europa verschreiben, sobald es von der Europäischen Kommission genehmigt wurde. Diese folgt normalerweise den CHMP-Empfehlungen.

Remdesivir wird als großer Hoffnungsträger in der Behandlung von Covid-19-Patienten angesehen und ist bereits in einigen Ländern, darunter den USA, in Notfällen zur Behandlung zugelassen. Sein Hersteller, der US-Biotechkonzern Gilead, ist dadurch verstärkt in den Fokus gerückt. Bislang gibt es noch keinen Impfstoff und kein Medikament gegen das Coronavirus.

WHO warnt vor steigenden Zahlen in Europa

Nach Monaten der abnehmenden Infektionszahlen in Europa ist das Coronavirus auf dem Kontinent laut dem Regionalbüro der Weltgesundheitsorganisation (WHO) wieder auf dem Vormarsch. Demnach gebe es in der Region täglich fast 20.000 neue Infektionen und mehr als 700 Todesfälle. 30 Länder in der europäischen Region hätten im Laufe der vergangenen beiden Wochen wieder steigende Fallzahlen vermeldet, sagte WHO-Regionaldirektor Hans Kluge am Donnerstag auf einer Online-Pressekonferenz in Kopenhagen.

Dabei handle es sich um die ersten Anstiege wöchentlicher Neuinfektionen in Europa seit Monaten, sagte er. Länder wie Deutschland, Spanien, Polen und Israel hätten jedoch schnell auf die gefährlichen Ausbrüche reagiert und neue Cluster durch "schnelle und gezielte Eingriffe" kontrolliert.

Emirate und Israel kooperieren

Im Zuge der Pandemie gibt es aber auch ungewöhnliche Annäherungen. Wie die Agentur Reuters am Donnerstag unter Berufung auf das staatliche Medium Wam aus den Vereinigten Arabischen Emiraten berichtete, soll es zu einer Kooperation zwischen zwei emiratischen und zwei israelischen Medizinunternehmen kommen. Sie wollen an gemeinsamen Projekten gegen das Coronavirus arbeiten.

Welche genau das sind, wurde nicht verlautbart. Israels Premier Benjamin Netanjahu hatte eine solche Zusammenarbeit bereits im Laufe des Donnerstags angekündigt. Beide Regierungen bemühen sich seit geraumer Zeit um bessere Beziehungen, im Wege steht ihnen allerdings bei der Umsetzung gemeinsamer Unternehmungen oder offizieller Beziehungen vor allem der Palästinenserkonflikt.

Tischler im Pinzgau rechtswidrig festgenommen

In einer Episode aus der Zeit des Lockdowns hat am Donnerstag ein Tischler aus dem Pinzgau gegen die Behörden recht vor dem Landesverwaltungsgericht bekommen. Der Mann aus Zell am See, der am 3. April gegen das Covid-19-Maßnahmengesetz verstoßen haben soll und nach einem Wortgefecht festgenommen worden war, hat mit einer Beschwerde gegen die Amtshandlung beim Landesverwaltungsgericht recht bekommen.

Der Mann hatte in einer von ihm betriebenen, aber geschlossenen Bar ein Kundengespräch geführt. Polizisten waren dann vor dem Lokal erschienen und hätten mit Taschenlampen ins Innere geleuchtet. Dem Hinweis, dass das Lokal geschlossen sei, glaubten sie nicht. Weil der Mann vor dem Öffnen der Tür die Dienstnummer des Polizisten wissen wollte, geriet die Situation schließlich aus den Fugen. Die Polizisten rissen nach Darstellung des Mannes brachial die Tür auf, stießen den Mann zu Boden und nahmen ihn fest. Danach sei er in Handfesseln abgeführt und später 30 Minuten lang in Arrest gehalten worden, bevor man ihn kommentarlos entließ.

Nach Einbringung der Beschwerde forderte das Landesverwaltungsgericht Salzburg die belangte Behörde zu einer Stellungnahme auf. In der Gegenschrift hieß es, der Pinzgauer habe sich trotz mehrmaliger Aufforderungen geweigert, sich auszuweisen oder seine Daten bekanntzugeben. Die Situation sei tumultartig und aggressiv gewesen. Das Gericht urteile nun, die Festnahme sei unverhältnismäßig gewesen. Gegen die Entscheidung kann noch Revision eingelegt werden.

Krise in den USA spitzt sich wieder zu

Die Corona-Krise in den USA verschärft sich erneut dramatisch. Nach Angaben der Johns-Hopkins-Universität vom Mittwoch wurden binnen 24 Stunden 35.900 neue Infektionsfälle verzeichnet – fast so viele wie zum bisherigen Höhepunkt der Krise im April. Besonders deutlich ist der Anstieg der Zahlen im Süden des Landes. Die Staaten New York, New Jersey und Connecticut ordneten deshalb an, dass aus mehreren Staaten des Südens kommende Reisende in Quarantäne müssen. Die Gesamtzahl der registrierten Infektionen in den USA liegt nach Angaben der Universität bei knapp 2,4 Millionen.

Wegen der steigenden Infektionszahlen prüft die Europäische Union Medienberichten zufolge, US-Reisenden auch nach der ab dem 1. Juli geplanten schrittweisen Öffnung der EU-Außengrenzen die Einreise zu verweigern.

Die Krise trifft erneut auch den Wahlkampf: Nach einer Kundgebung von US-Präsident Donald Trump im Bundesstaat Oklahoma am Wochenende hat der Secret Service Medienberichten zufolge für dutzende daran beteiligte Angestellte Selbstisolation angeordnet. Zuvor seien zwei Mitarbeiter, die in Tulsa zugegen gewesen seien, positiv auf das Coronavirus getestet worden, berichtete der Sender CNN am Mittwochabend (Ortszeit).

Eine weitere Fehlleistung wurde am Donnerstagabend bekannt. Laut dem US-Rechnungshof hat das Finanzministerium Corona-Schecks im Wert von knapp unter 1,4 Milliarden Menschen an bereits Verstorbene verschickt. Grund sind Fehler bei der Datenerfassung. Finanzministerium und Steuerbehörden hätten ihre Daten nicht mit den Verstorbenen-Meldungen der Sozialversicherungsbehörde abgeblichen, wie es in dem Bericht heißt.

388.300 Todesfälle in Lateinamerika bis Oktober

Die jüngste Hochrechnung des medizinischen Instituts IHME an der Universität in Washington geht davon aus, dass die Zahl der Todesopfer in Lateinamerika bis Oktober auf 388.300 steigt. Laut der Prognose wird Brasilien voraussichtlich 166.000 und Mexiko 88.000 Tote verzeichnen. Ohne Maßnamen wie das Tragen von Gesichtsmasken könnte sich im schlimmsten Fall die Zahl der Todesopfer in Brasilien auf 340.476 und in Mexiko auf 151.433 erhöhen, heißt es in dem Bericht. Lateinamerika hat sich zu einem Hotspot der Pandemie entwickelt: Große Armut, dichte Siedlungen und mangelnde Gesundheitsversorgung haben zu einer Verdreifachung der Fälle von 690.000 innerhalb eines Monats auf zwei Millionen geführt.

In Brasilien hat die Rate der Neuinfektionen mit dem Coronavirus weiter stark zugenommen. Innerhalb von 24 Stunden wurden weitere 42.725 Ansteckungen verzeichnet, wie das Gesundheitsministerium in Brasília am Mittwoch mitteilte. Das ist die bisher zweithöchste Zahl von registrierten Neuinfektionen im bevölkerungsreichsten lateinamerikanischen Land. (red, APA, 25.6.2020)