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Auch beim Strandurlaub sollte man die Corona-Hygieneregeln beachten.

Foto: REUTERS/Kham

"Genießen mit Verantwortung" – diesen Appell richtet Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) für den Sommer an die Österreicher und Österreicherinnen. Damit diese den Urlaub trotz Corona-Pandemie bestmöglich genießen können, seien gewisse Spielregeln einzuhalten. Diese hat Anschober auf einer Pressekonferenz am Donnerstag präsentiert. "Denn das Virus ist nicht auf Urlaub".

Wer also verreisen will, sollte sich zunächst einmal das Reiseziel gut überlegen. Zudem solle man im Urlaub weiterhin die Hygienegrundregeln beachten: Hände waschen und Abstand halten. Größere Menschenansammlungen solle man meiden. Urlauber sollen mitbedenken, ob das in der gewünschten Region möglich sei. "Der Ballermann (Partymeile auf Mallorca, Anm.) wäre aktuell das Schlimmste, was ich machen kann", so Anschober.

Trügerische Sicherheit

Weiters gilt es, die aktuellen Reisewarnungen des Außenministeriums zu beachten, erklärte Herwig Kollaritsch aus dem Beraterstab des Krisenstabs im Gesundheitsministerium. "Die Lombardei gibt's auch noch 2021", sagte der Hygiene- und Tropenmediziner. In den meisten europäischen Urlaubsländern sei die epidemiologische Lage zwar stabil, aber man dürfe sich nicht in Sicherheit wiegen. Es bestehe jederzeit die Gefahr, dass sich neue Cluster bilden. Wie man nicht erst seit Ischgl wisse, "haben Infektionsherde im Zusammenhang mit Reisetätigkeiten verheerende Auswirkungen", sagte der Mediziner. In dem Tiroler Urlaubsort haben mittlerweile 42,4 Prozent der Bewohner Antikörper gegen das Coronavirus in sich.

Er warnte vor sogenannten Superspreading-Events, bei denen einzelne Infizierte selbst symptomlos sind, aber viele anstecken. Das könne beispielsweise in Clubs, im Chor oder bei anderen engen Zusammenkünften mehrerer Menschen in geschlossenen Innenräumen passieren. In Seoul (Südkorea) habe etwa ein Mann in einer Partynacht in mehreren Clubs 170 Menschen nachweislich angesteckt.

Superspreading-Events

"80 Prozent der Infektionen sind auf solche Events zurückzuführen". Bei Auslandsreisen soll man "nach wie vor auf der Hut sein, niemand kann sagen, ob und wann ein Superspreading-Event ausbricht", warnte Kollaritsch. Denn diese Ereignisse werden erst mit "Verzögerung detektiert", zwischenzeitlich kann "ein großer Schaden passieren". Bei den Infektionszahlen gebe es eine "blinden Fleck von einer Woche", man könne nie genau einschätzen, ob die Lage von vor einer Woche heute noch stabil sei. Außerdem habe die Vergangenheit gezeigt, dass sich Cluster immer wieder bilden können, viele sind Reiseassoziiert.

Maske im Gepäck

In Österreich gilt die Maskenpflicht ab kommender Woche nur mehr in Öffis und im Gesundheitsbereich. Die Situation hierzulande sei nunmehr auch "so günstig, dass man es sich leisten kann", sagte der Wiener Reise- und Tropenmediziner Herwig Kollaritsch. Allerdings könne sich das schnell ändern. Und auch im Urlaub solle man "die Maske auf jeden Fall mithaben, auch der virtuelle Babyelefant belastet das Reisegepäck nicht", sagte der Mediziner.

Die Einhaltung des Abstands verhindert 80 Prozent der Ansteckungen. "Schützen Sie sich selbst effektiv", davon profitieren auch die Zuhausegebliebenen.

Erkrankungsfall

Wer im Ausland erkrankt, müsse verantwortungsvoll handeln und keinesfalls auf eigene Faust zurückreisen. "Stellen Sie ihre eigenen Interessen in den Hintergrund", forderte Kollaritsch. Die Maßnahmen der lokalen Gesundheitsbehörden müssen auf jeden Fall befolgt werden, "sonst ist die Gefahr der Verschleppung viel zu groß". Freilich sei es kein "angenehmer Gedanke, 14 Tage irgendwo in häuslicher Quarantäne zu sein, aber die einzige Möglichkeit, verantwortungsvoll zu handeln", sagte der Mediziner.

Für Reisende nach Österreich sei "allen ins Stammbuch geschrieben", dass auch hierzulande "die Präventionsregeln gelten". Der Tropenmediziner riet Österreichurlaubern außerdem, sich auf jeden Fall gegen Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) impfen zu lassen. Die geringen Erkrankungszahlen von 100 bis 150 Fälle pro Jahr in Österreich seien auf die hohe Durchimpfungsrate zurückzuführen. Heuer gebe es ein sehr starkes FSME-Jahr, bereits jetzt wurden 40 Fälle diagnostiziert, warnte Kollaritsch.

Storno-Unsicherheit

Maria Ecker, Bereichsleiterin Beratung beim Verein für Konsumenteninformation (VKI), referierte über die Rechtslage bei Auslandsreisen. Nur wenn das Außenministerium Reisewarnungen der Stufe 5 oder 6 für das jeweilige Land oder die Region ausgerufen habe, könne man kostenlos vom Reisevertrag zurücktreten. Das ist laut Homepage des Außenministeriums aktuell in 23 Ländern der Fall. Weltweit bzw. in den meisten anderen Ländern herrsche aber Stufe 4. Vor jeder Reise müsse der Einzelfall geprüft werden, riet Ecker, also wie ist die Lage an Ort und Stelle, gibt es Beeinträchtigungen etc..

Die Expertin empfahl Konsumenten, Pauschalreisen zu buchen, im Falle eines Stornos gibt es hier einen Ansprechpartner, bei Individualreisen sind es unterschiedliche, "hier muss ich mich mit der Fluglinie und dem Hotel auseinandersetzten", sagte Ecker, da seien "die Rechte wesentlich schwieriger durchzusetzen. Die Expertin empfahl auch auf jeden Fall eine Reiseregistrierung beim Außenministerium. Informationen erhalten Konsumenten auch bei der kostenlosen Reisehotline unter der Nummer 0800 201 211. Informationen zu Reisen in Europa gibt es unter reopen.europa.eu/de.

Die Homepage des Gesundheitsministeriums hat die Reisetipps zusammengefasst. Anschober: "Weitere Öffnungsschritte sind nur möglich, wenn wir weiterhin verantwortungsvoll handeln – egal ob im Wohnzimmer, im Salzkammergut oder in Caorle." (ag, APA, 25.6.2020)