Der Arbeitsmarkt bleibt auch nach der Corona-Pandemie attraktiv für ITler. Denn die hohe Nachfrage nach IT-Experten war vor der Krise strukturell bedingt, sagt Jost Schatzmann, Vize President Marketplace der IT-Jobplattform Honeypot. Daran habe die Krise nichts geändert, teilweise sogar mehr Dynamik hineingebracht. Als Beispiel nennt er das Voranschreiten der Digitalisierung. "Corona war in dieser Hinsicht für viele Unternehmen ein Crashkurs in Sachen Remote Arbeiten. Und zu Beginn waren viele Unternehmen in einer Schockstarre, mittlerweile haben sie aber wieder Fahrt aufgenommen", ergänzt er. Viele Unternehmen hätten erkannt, dass sie gut beraten sind, bereits jetzt Techtalente für die Zeit nach der Krise aufzubauen.

Es gebe aber klarerweise Branchen, die nach wie vor kaum Bedarf an neuen Mitarbeitern haben. Der gesamte Travel-Bereich oder die Eventbranche seien solche Branchen. Eine starke Nachfrage nach IT-Experten gebe es im Bereich Health Care oder in der gesamten FinTech-Branche. "Keine Bank kann es sich heute mehr leisten, ausschließlich auf Kundenkontakt in der Filiale zu bauen", sagt Schatzmann. Experten sind auch für den gesamten E-Commerce-Bereich gefragt. Die Krise habe gezeigt, wie wichtig virtuelle Vertriebskanäle sind, auch in Branchen, an die man nicht zuerst denken würde, ergänzt er und nennt den Agrarmittelhandel als Beispiel.

Gehaltsniveau kaum verändert

Das gleiche gelte auch bei den Gehaltserwartungen. Einzelne Unternehmen müssen größere Schwierigkeiten bewältigen, als andere. Hier brauche es auch eine gewisse Flexibilität der Bewerber. "Generell gesagt, müssen sich neue Mitarbeiter diesbezüglich aber keine Sorgen machen", ergänzt er. Honeypot hat dafür die Gehaltsangaben bei aktuell offenen Stellen mit jenen vor der Krise verglichen und dabei zeigte sich, dass sich das Gehaltsniveau kaum verändert habe.

Eine leichte Veränderung bei der Personalsuche sei für Schatzmann aber dennoch erkennbar: Unternehmen, die vor der Krise drei Juniors einstellen wollten, entscheiden sich jetzt für zwei Seniors. Für die Gehaltsexperten der Personal- und Managementberatung Kienbaum ist noch eine weitere Änderung erkennbar. "Vor dem Lockdown führte der Bereich IT bei der Bedeutung der einzelnen Organisationsbereiche gefolgt von HR und Risikomanagement. Während des Lockdown führte IT und General Management gefolgt von HR, nach dem Lockdown werden General Management und Finance gleich auf mit Sales die Führung im Ranking der unternehmensinternen Bereiche Übernehmen", sagt Alfred Berger, Mitglied der Geschäftsleitung bei Kienbaum.

Mit einer weiteren Änderung müssen Bewerber umgehen lernen. "Der Interview-Prozess findet großteils remote statt", sagt Schatzmann. Unternehmen würden sich dafür oft auch mehr Zeit nehmen und eine dritte Gesprächsrunde machen, bevor die Entscheidung getroffen werde." Und auch, wenn sich das Bewerbungsgespräch von zu Hause aus mit Blick ins private Umfeld der Personalentscheider zuerst vielleicht nicht ganz ernsthaft anfühle, müssen Bewerber sich genauso gut vorbereiten. (26.6.2020)