Frau A. kommt aus Somalia und wohnt mit ihren beiden Töchtern in einer Startwohnung der Diakonie im 15. Bezirk in Wien. Nun ist es Zeit für den Schritt in die eigene Wohnung. Die Suche ist aber schwierig.

"In dieser Integrationsstartwohnung in der Nähe des Westbahnhofs, die mir von der Diakonie zur Verfügung gestellt wurde, sollte man maximal zwei Jahre wohnen. Daher bin ich seit Ende letzten Jahres auf der Suche nach einer Wohnung für mich und meine Töchter. Die ältere ist fast fünf, die jüngere zehn Monate alt.

Frau A. und ihre ältere Tochter in ihrer Wohnung in der Nähe des Westbahnhofs.
Foto: Lisi Specht

Zuvor habe ich in einer Wohnung im fünften Bezirk gewohnt. Eigentlich war das aber nur ein Zimmer, für das ich 600 Euro Miete bezahlt habe. Irgendwann habe ich gehört, dass die Diakonie Menschen in meiner Situation hilft – nicht nur bei der Wohnungssuche, sondern auch mit den Behörden. Ich bin hingegangen, und sie haben mich auf eine Warteliste gesetzt. Schon am nächsten Tag kam der Anruf, dass es diese Wohnung für mich gibt, in der ich mir die Miete besser leisten kann.

Hier haben wir ein Schlafzimmer, in dem wir drei schlafen. An den Wänden stehen die zwei Kinderbetten, dazwischen steht mein Bett. Manchmal dürfen meine beiden Töchter bei mir im Bett schlafen. Außerdem haben wir ein kleines Wohnzimmer und eine Küche, in der sich auch Dusche und Waschbecken befinden. Die Toilette teilen wir uns mit den Nachbarn, sie befindet sich auf dem Gang. Das ist schwierig, weil ich nicht möchte, dass meine ältere Tochter alleine hinausgeht. Und ich fürchte mich auch selbst in der Nacht und will nicht alleine gehen. Dann wecke ich meine Tochter auf, und wir gehen gemeinsam. Besonders als ich schwanger war, war das schwierig.

Dusche und Waschbecken sind in der
Küche untergebracht, das WC ist am Gang.
Fotos: Lisi Specht

Diese Wohnung war bei unserem Einzug leer, bis auf die Küche. Einige Möbel habe ich aus der alten Wohnung mitgebracht, einiges habe ich von Willhaben oder neu gekauft. Ich warte immer, bis es ein wenig billiger ist. Mir gefallen weiße Möbel, außerdem mag ich die Farben Gold und Pink. Die goldenen Vorhänge, mit denen ich das Wohnzimmer von der Küche abtrenne, habe ich von einem somalischen Shop in Wien. Dort habe ich auch die Stoffe für unsere anderen Vorhänge und unsere Pölster gekauft. Ich gehe hin, wenn ich Sehnsucht nach meiner Heimat habe.

Gäste haben wir eigentlich keine, weil ich am Abend in den Deutschkurs gleich in der Nähe gehe. Deutsch lerne ich im Wohnzimmer, daneben spielen die Kinder. Ohne mich bleiben sie nicht in einem Zimmer. Aber heute habe ich ihnen erklärt, dass wir Besuch bekommen und dass sie im Schlafzimmer spielen sollen. So ruhig wie heute ist es bei uns sonst nicht. Aber das bin ich gewöhnt.

Weiße Möbel und die Farben Gold und Pink stehen bei Frau A. und ihren Töchtern hoch im Kurs.
Fotos: Lisi Specht

Bisher habe ich noch keine Wohnung gefunden, die wir uns leisten können. Oft ist die Miete okay, aber die Kaution viel zu hoch, manchmal wird außerdem eine hohe Provision verlangt. Ich schaue auf Immobilien-Plattformen, aber auch bei Genossenschaften, und seit kurzem habe ich ein Wohnticket für eine Gemeindewohnung. Ich hoffe, dass ich so eine günstigere Wohnung finde. Dann könnte auch mein Freund zu uns ziehen.

Schön wäre, wenn unsere neue Wohnung drei Zimmer hätte: eines für die Kinder, ein Schlafzimmer und ein Wohnzimmer. Und wenn sie einen Lift hätte. Hier haben wir keinen Lift, daher ist das Einkaufen für mich sehr anstrengend, weil ich dann Kind und Einkäufe heraufschleppen muss. Wo die Wohnung liegt, ist mir egal. Hauptsache, in Wien.

Wenn wir in die neue Wohnung ziehen, kriegt meine ältere Tochter endlich ein größeres Bett. Ihres ist ihr schon ein wenig zu klein. Und dann kann ich hoffentlich auch Geld sparen. Aber sonst ist alles kein Problem. Ich brauche nicht alles auf einmal. Ein Schritt nach dem anderen. Ich habe in Österreich Geduld gelernt." (29.6.2020)