"Die Geschäftsführung, also ich, sagt, was sind die Eckpunkte der Strategie." Wrabetz am Donnerstag über das ORF-Strategiepapier bis 2025.

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ORF-Generaldirektor Alexander Wrabetz arbeitet über den Sommer, begleitet von einer Gruppe wesentlicher Stiftungsräte, eine Unternehmensstrategie von 2021 bis 2025 aus. Der Stiftungsrat soll die Strategie bis Jahresende beschließen. Dieselben Stiftungsräte bestimmen im Sommer die ORF-Führung ab 2022.

Kein Wahlprogramm für 2021

Die Strategie sei kein Wahlprogramm für die im Sommer 2021 anstehende Generalswahl, sagt Wrabetz auf STANDARD-Anfrage nach der Sitzung des Stiftungsrats am Donnerstag. Aber das Strategiepapier solle wesentliche Linien und Strukturen für das Unternehmen über die Generalswahl hinaus zeichnen.

ORF-Generaldirektoren müssen mit ihrer Bewerbung erklären, wie sie die Führung des ORF strukturieren – also die Direktionen. Die Strategie soll diese Strukturüberlegungen nun vorwegnehmen.

Neue Direktionsstruktur

Ab 2022 sollen alle Mitarbeiter der Wiener ORF-Zentrale auf dem Küniglberg arbeiten, und das möglichst multimedial zusammen. Bisher hat der ORF eine Radiodirektion, eine TV-Produktionsdirektion, zudem eine Finanz- und eine Technikdirektion, die große Teile des größten österreichischen Medienkonzerns bestimmen.

Wrabetz' wählt als Beispiel: "Derzeit gibt es im ORF eine Fernseh-Produktionswirtschaft und eine Radio-Produktionswirtschaft – wird das ein Bereich?"

Donnerstag hat der Stiftungsrat einen Gesamtprojektleiter für die Streamingplattform ORF-Player bestellt, der, vom ORF-Strategen Franz Manola entwickelt, dieses Jahr tatsächlich online gehen soll.

Produktionen im Player

In diesem Player soll es – wenn der ORF das rechtlich darf – mehr Produktionen etwa für Kinder in einem eigenen Channel geben, als der ORF im klassischen Fernsehen senden darf, ebenso für News, Sport oder auch Kultur/Wissenschaft. Ein Teil davon würde auch (und wohl später) in TV und Radio laufen. Das verändert bisher geübte Produktionslogiken und auch das Rechtemanagement fundamental – und deutet darauf hin, dass sich wesentliche Produktionsbudgets zum Player verlagern.

Der neu bestellte Player-Geschäftsführer Roland Weissmann ist schon Chefproducer TV und bleibt das auch in Personalunion mit der neuen Gesamtprojektleitung für die Streamingplattform.

Wären dann und mit Blick auf multimediale Redaktionen nicht Direktionen nach Sachthemen sinnvoller als nach Medien, also etwa eine Informationsdirektion und eine Programmdirektion? Wrabetz will seinem Strategiepapier nicht vorgreifen, räumt das aber als Möglichkeit ein.

Rahmen abstecken für Generalswahl

Die Strategie bis 2025, bestätigt vom Stiftungsrat nach aktuellem Plan bis Jahresende 2020, würde etwa da auch einen Rahmen abstecken, "wer sich bewerben kann" für die nächste ORF-Führung, sagt Wrabetz. Er hat schon zweimal die Wiederwahl geschafft und sich bisher nicht über ein mögliches weiteres Antreten 2021 geäußert.

Wer erarbeitet die Strategie über den Sommer? Wrabetz: "Die Geschäftsführung, also ich, sagt, was sind die Eckpunkte der Strategie." Das "Sounding Board" im Stiftungsrat, die begleitende Arbeitsgruppe, leitet der Sprecher der ÖVP-nahen Stiftungsräte, die die Mehrheit im Stiftungsrat stellen. Stellvertretender Leiter ist Lothar Lockl, Sprecher der den Grünen nahestehenden Stiftungsräte. (fid, 25.6.2020)