Paul Rangger, Christoph Sprenger, Emir Selimovic, Adrian Sauerwein am Fensterbankerl vor ihrem Büro in Wien.

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Drei Maschinenbau-Studenten der TU Wien und ein Informatiker der TU München, alle vier aus Tirol, alle Anfang 20, Freunde von damals an der HTL. Keine Geschäftsidee, aber eine Menge Erfahrungen, wie kompliziert es sein kann, als Neue an einer Uni in einem recht strikten Prüfungskorsett zurechtzukommen. Kann daraus eine nachhaltig erfolgreiche Firma werden? Es kann.

So begann die Unternehmergeschichte von Adrian Sauerwein, Emir Selimovic, Christoph Sprenger und Paul Rangger. Eigentlich haben die Werkstudenten zuerst nur versucht, an ihren Unis herauszufinden, wie lange für welche Prüfung zu lernen ist, ob und welche Unterlagen sinnvoll sind, ob Anwesenheit in der Vorlesung wichtig ist, wer woran scheitert und wer womit am besten durchkommt. Daraus ist eine App entstanden, die, gespeist mit den Erfahrungen der Studierenden, gratis Info und Hilfe anbietet. 2017 ging Timebite online. Und war recht schnell ein Erfolg. Dann konnte Timebite für andere Unis adaptiert werden, sodass mittlerweile über 11.000 Studierende dort als Wegweiser und quasi App-Tutoren Hilfestellung und Orientierung geben.

"Wir haben in diesen Jahren sehr viel gelernt, wir drei Maschinenbauer auch das Programmieren", erzählt Emir Selimovic. Allerdings sind die vier auch draufgekommen, dass sie ein Geschäftsmodell benötigen – studieren, daneben irgendetwas jobben und die App betreiben hatte sich als nicht machbar herausgestellt. Ein Entwicklungsauftrag der TU Wien für eine App zur Workload-Erfassung und Verbesserung der Lehre brachte zunächst schon einmal Geld.

Lieber unabhängig

Investoren wollte die Crew nicht, sie wollte unabhängig ihr Geschäft aufbauen, "mit eigenen Händen und ohne äußeren Druck von jemandem, der dann bei uns drinnen sitzt", wie Selimovic sagt. So entstand Dotibite – eine Softwareschmiede zwecks Digitalisierung kleinerer und mittlerer Unternehmen mit entsprechend niedrigeren Preisen im Vergleich zur Leistung großer Digitalagenturen, von der Website bis zum Onlineshop.

Diese GmbH, so stellte sich heraus, konnte für den Lebensunterhalt dienen. "Wir waren eigentlich schon am Sprung nach Deutschland mit digitalen Karrieremessen, dann kam Corona, und wir mussten stoppen." Für die vier war klar: Jetzt machen sie pro bono etwas, das helfen soll – eine App (Hilfma) für die Organisation von Nachbarschaftshilfe und die Vernetzung mit regionalen und lokalen (Klein-)Unternehmen.

Vier Gründer und zwei geringfügig Beschäftigte bilden aktuell die Truppe. Schnell wachsen, das müsse jetzt gar nicht sein, so Selimovic. Die Unabhängigkeit steht als oberstes Gebot.

Und das Studium? Informatiker Paul Rangger macht gerade fertig. Die drei Maschinenbauer, so wie es aussieht, nicht. "Wir haben unsere Leidenschaft gefunden. Unsere Eltern feiern das." (Karin Bauer, 30.6.2020)