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Mit Zigarre, Bier und Würstel wurde die Eheschließung besiegelt.

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Wie schon in früheren Zeiten hat der Furz derzeit ein übles Renommee. Einen Nachweis dafür bot jener vielkommentierte Gruß aus Darmstadt, den ein Student einem Polizisten in Wien hat zukommen lassen. Der Polizist interpretierte den Gruß als unstatthafte Anzüglichkeit und verhängte eine 500-Euro-Strafe, die vielleicht sogar vor Gericht landet. Wäre der Polizist cooler gewesen, hätte er es ja auch bei einer scherzhaften Bemerkung belassen können ("Besser ein Furz entrannt als ein Dorf abgebrannt").

Diese Causa ruft förmlich nach einer Schaskolumne mit dem Ziel, den Ruf des Furzes zu heben und herauszustreichen, dass er gelegentlich auch von erheblichem Nutzen sein kann. Dazu die Anekdote "Der furzende Bräutigam". Ich entnehme sie Alfred Limbachs Buch Der Furz (Argos Press 1980), der sie seinerseits im Tagebuch des Offiziers Eduard von Finkenstein gelesen hat. Angeblich war sie zu k. u. k. Zeiten in jedem österreichischen Offizierskasino ein Knaller.

Zigarre, Bier und Würstel

Die Story spielt in Prag, wo sich ein gewisser Herr Jenom, Vogel- und Kaninchenhändler, in die Tochter des Buchbinders Bilek verliebte. Leider konnte Herr Bilek den Herrn Jenom auf den Tod nicht ausstehen. Dennoch suchte Jenom, nicht ohne sich zuvor Mut angetrunken zu haben, Herrn Bilek auf, um ihn um die Hand von dessen Tochter zu bitten. Herr Bilek empfing ihn mit einem Buchbindermesser in der Hand, "was ausgesehen hat wie ein Mordwerkzeug", und brüllte ihn an, was er wolle.

In diesem Moment furzte Herr Jenom so gewaltig, "dass die Pendeluhr an der Wand stehn geblieben ist". Herr Bilek aber begann zu lachen, dass er sich den Bauch halten musste, reichte Jenom die Hand und meinte: "Bitte, kommen Sie, Herr Jenom, es ist wahr, dass ich Sie hab hinauswerfen wollen, aber jetzt seh ich, dass Sie ein ganz angenehmer Herr sind. Sie sind ein Original. Ich bin Buchbinder und hab viele Romane und Geschichten gelesen, aber in keinem Buch hab ich gelesen, dass sich ein Bräutigam so vorstellen möcht."

Sprach’s, brachte Jenom eine Zigarre, schickte um Bier und Würstel und rief die Tochter, um sie ihrem neuen Bräutigam vorzustellen. Eine instruktive Geschichte, die die verbindenden zwischenmenschlichen Qualitäten eines geschickt platzierten Furzes demonstriert und zeigt, dass diese sogar in einer gelungenen Eheschließung resultieren können. Und das ist ja wahrlich kein Schas. (Christoph Winder, 27.6.2020)