Bäume pflegen statt pflanzen – das fordern Wissenschafter aus Spanien, Polen, Schweden und Deutschland im Wissenschaftsmagazin "Science".

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Berlin – Ein durch die Klimaerwärmung bedingtes Waldsterben ist aus Sicht von internationalen Experten nicht durch massenhafte Neuanpflanzung von Setzlingen zu verhindern. Statt neue Bäume in den Boden zu bringen, sollte die Pflege des Bestands im Fokus stehen, fordern Wissenschafter aus Spanien, Polen, Schweden und Deutschland im Wissenschaftsmagazin "Science".

Als Aktionismus wird vor allem die neue Biodiversitätsstrategie der EU kritisiert. Exoten, die angeblich besser an den Klimawandel angepasst seien, könnten sogar schädlich sein, wird betont.

"Isolierte Inseln"

Die EU plane zwar, noch vorhandene alte Wälder zu schützen, sagte Co-Autor Pierre Ibisch, Biologe an der Hochschule für nachhaltige Entwicklung Eberswalde sowie Vorstandsmitglied der Deutschen Umweltstiftung. "Aber es ist völlig irrelevant und aussichtslos, diese als kleine isolierte Inseln in der Landschaft zu bewahren, wenn gleichzeitig in der Umgebung eine intensive Forstwirtschaft praktiziert wird", betonte er.

Alte Wälder und Urwälder machen laut einer von den Autoren zitierten Studie nur noch rund 0,7 Prozent von Europas Waldfläche aus, weniger als die Hälfte davon seien geschützt. Entscheidend sei also, was auf dem Rest der Waldfläche passiere.

Drei Milliarden Bäume

Die EU wolle Wälder wiederherstellen, sehe hierfür lediglich drei Milliarden neue Bäume vor, wird kritisiert. Wälder sollten sich selbst regenerieren können.

Die von der deutschen Landwirtschaftsministerin Julia Klöckner mit mehr als einer Milliarde Euro geförderten Maßnahmen für Neuanpflanzungen seien nicht durch die ökologische Forschung abgedeckt, betonte Ibisch. Auf nicht total beräumten Schadflächen – wie nach Waldbränden – siedelten sich auf natürliche Weise spontan und kostenlos Bäume an. Viele der neu gepflanzten Exemplare würden jedoch absterben. (APA, 26.6.2020)