Internationale Netzwerke werden insbesondere im Investmentgeschäft mit Immobilien immer wichtiger. Da wundert es nicht, dass die meisten großen österreichischen Maklerhäuser auf internationale Partner setzen.

Eugen Otto, Grandseigneur der Wiener Maklerszene und (gerade erst wiedergewählter) österreichischer Präsident des Branchenverbands Fiabci, hat mehr als 20 Jahre Erfahrung mit internationalen Netzwerken. Ab etwa 1997 war sein Unternehmen Otto Immobilien österreichischer Partner von NAI, das allerdings hauptsächlich "als Marketingplattform für unabhängige Büros fungierte", erinnert sich Otto im Gespräch mit dem STANDARD.

Funktioniert hat das zumindest quantitativ schon damals recht gut. "Wir bekamen täglich Anfragen aus aller Welt für Gemeinschaftsgeschäfte", allerdings sei die Qualität der einzelnen Partnerbüros höchst unterschiedlich gewesen, so Otto. Dies und die im Lauf der Zeit immer teurer werdende Partnerschaft führte dann letztlich dazu, dass man sich vom britischen Maklerhaus Knight Frank umwerben ließ. Zuvor gab es etwa ein Jahr lang schon laufend Meetings, bei denen man von der Professionalität beeindruckt war, erinnert sich Otto.

Nägel mit Köpfen

2010 wurden dann Nägel mit Köpfen gemacht: Der Vertrag mit NAI wurde gekündigt und einer mit Knight Frank unterschrieben, wirksam ab 2011. "Das war zunächst, etwa drei Jahre lang, ein sehr intensives Kennenlernen, danach begann die Zusammenarbeit Früchte zu tragen", sprich: Die gemeinsamen Geschäfte kamen ins Laufen.

Das Wiener Wohnprojekt "Max & Moritz" wurde heuer von EHL an einen deutschen Investor vermittelt.
Visualisierung: STC Swiss Town Consult / Expressiv

2019 war laut Otto das bisher erfolgreichste Jahr der Zusammenarbeit, die alle Segmente umfasst (Wohnen, Gewerbe, auch vergleichsweise viel Logistik, sowie Bewertungen). Rund zehn Prozent des Umsatzes seien auf Geschäfte mit den Partnern zurückzuführen, so Otto.

Knight Frank ist heute in 60 Ländern mit 500 Büros vertreten, etwa 90 Prozent der Büros gehören Knight Frank selbst. Der kleinere Rest sind – so wie Otto Immobilien – eigenständige Unternehmen. Bei Otto wird das auch so bleiben, sagt er: Eine von Knight Frank beim Vertragsabschluss gewünschte Option für den späteren Erwerb wurde nicht eingeräumt.

Bei einem weiteren großen Wiener Maklerhaus hat man erst jüngst einen Partnerwechsel vollzogen. EHL Immobilien wechselte Anfang 2019 von Savills zu BNP Paribas. "Wir waren sehr zufrieden mit Savills, wurden aber von BNP geradezu umgarnt", erzählt Franz Pöltl, Geschäftsführer der EHL Gewerbeimmobilien GmbH. Anfangs habe man noch abgelehnt, doch "die waren sehr nachhaltig dran an uns", so Pöltl.

Gespräche mit kontinentaleuropäischen Kunden hätten dann gezeigt, dass man in diesen Märkten mit BNP besser dran wäre. "Hätten wir viel Geschäft mit Großbritannien, wäre zweifellos Savills immer noch der bessere Partner."

Exklusive Zusammenarbeit

Eugen Otto...
Foto: Otto
...und Franz Pöltl bauen auf gute Netzwerke.
Foto: EHL

Es sei jedenfalls äußerst wichtig, einen internationalen Partner zu haben. "Einen Auftrag eines internationalen Kunden – beispielsweise eines deutschen Fonds – wird kaum ein österreichisches Büro ohne Netzwerk bekommen." Und auch große paneuropäische Portfolios seien nur noch mit internationalen Partnern abzuwickeln. Die Zusammenarbeit sei dabei stets exklusiv – "man kann nicht mit mehreren großen internationalen Partnern zusammenarbeiten", so Pöltl.

Savills hat seit dem Ende der Kooperation mit EHL keinen Partner in Österreich, detto andere große internationale Immobiliendienstleister wie JLL und C&W.

Bei CBRE ist die Sachlage etwas anders. CBRE Österreich wurde 1991 als Tochterunternehmen von Richard Ellis gegründet (das später mit CB zu CB Richard Ellis fusionierte, heute nur noch kurz CBRE) und firmiert seither als GmbH mit eigenständiger Bilanz. Etwa 25 Prozent des Jahresumsatzes ist auf das CBRE-Netzwerk zurückzuführen, heißt es bei CBRE.

Einen ganz anderen Weg geht wiederum der Wiener Makler Markus Arnold. Er hat in den vergangenen Jahren selbst schon Auslandsbüros in Berlin, Prag, Bratislava und Budapest gegründet, vor kurzem eröffnete er auch in Mailand und Madrid Standorte. Sein Ziel: selbst ein "europäischer Makler" zu werden. (Martin Putschögl, 27.06.2020)