Die gute Nachricht zu Beginn: Eine Rezession ist definiert als der Einbruch der Wirtschaft in mindestens zwei aufeinanderfolgenden Quartalen. Demnach hat Österreich das schlimmste schon hinter sich. Nach einem dramatischen Einbruch der Konjunktur im ersten und besonders im zweiten Quartal ist das Wirtschaftswachstum wieder zurück, es geht aufwärts. Die schlechte Nachricht: Der Einbruch war so stark und so umfassend, dass die Folgen der Corona-Pandemie noch jahrelang zu spüren sein werden.

Besonders am Arbeitsmarkt wird es noch lange dauern, bis Vorkrisenniveau erreicht ist, unter Umständen bis 2024. Auch die Wirtschaftsleistung wird Ende des kommenden Jahres noch weit weg vom Vorkisenniveau bleiben.

Das sind einige der zentralen Ergebnisse der neuesten Prognose der Wirtschaftsforschungsinstitute Wifo und IHS, die am Freitag in Wien präsentiert wurde.

Das Wifo rechnet mit einem Einbruch der Wirtschaftsleistung um sieben Prozent für 2020, das IHS geht sogar von 7,3 Prozent aus. Im kommenden Jahr greift die Erholung, das Wifo erwartet einen Zuwachs der Wirtschaftsleistung um 4,3 Prozent, beim IHS erwartet man sogar etwas mehr als fünf Prozent.

Foto: APA

Während der Konsum in vergangenen Krisen die Konjunktur gestützt hat, war das diesmal anders: Weil Geschäfte zu einem großen Teil geschlossen waren, dann aber auch, weil Konsumenten zusätzlich verunsichert sind, ist die Nachfrage nach Fernsehern, TV-Geräten, Kühlschränken und anderen Produkten heuer deutlich zurückgegangen. Parallel brechen aber die Exporte ein, weil die Corona-Krise weltweit zu spüren ist. In Österreich sind zudem die Investitionen zurückgegangen. Das ist der perfekte Mix für die tiefe Krise.

Die Krise am Jobmarkt

Das IHS schätzt, dass in Österreich die Arbeitslosigkeit auf über zehn Prozent steigen wird, beim Wifo ist man etwas optimistischer und rechnet mit etwas mehr als neun Prozent. Im vergangenen Jahr lag der Schnitt bei 7,4 Prozent. Die Annahmen sind durchaus optimistisch: Das Wifo erwartet etwa auf das Jahr gerechnet im Schnitt 400.000 Arbeitslose, aktuell sind es noch etwas weniger als 500.000.

Schulden steigen

Die Staatsverschulung steigt laut Wifo-Chef Christoph Badelt dramatisch. Und: Er rechnet auch in den kommenden drei Jahren, also 2021 bis 2024, mit Staatsdefiziten, die deutlich über drei Prozent liegen werden. Aktuell sei das Problem nicht groß, die Zinsen liegen ja bei null, sagt Badelt. Aber: Er warnt auch, dass es eine Illusion sei zu glauben, Österreich werde aus seinen Schulden einfach herauswachsen. "Das Thema Budgetkonsolidierug wird wiederkommen", so Badelt.

Unter Ökonomen tobt ja eine intensive Debatte darüber, welche Folgen der starke Anstieg der weltweiten Staatsverschuldung haben wird. Ein optimistischeres Szenario dabei ist, gar keine, weil Staaten einfach wieder herauswachsen werden aus den höheren Schulden. Badelt sieht das offenbar anders.

Wann erreicht die Wirtschaftsleistung wieder alte Höhen? Es wird noch dauern.
Foto: APA

Viel Lob gab es von Badelt wie IHS-Chef Martin Kocher für das Konjunkturprogramm der Regierung. Badelt nannte es sogar "goldrichtig". Bemerkenswert ist, dass offenbar weder IHS noch Wifo eine Rechnung dazu haben, wie die Rettungspakete genau wirken. Zahlen dazu, wie der Wirtschaftseinbruch ausgesehen hätte ohne Staatshilfe, konnten beide Institute nicht nennen.

Die Wirkung der Hilfspakete

Immerhin auf 50 Milliarden Euro belaufen sich laut Regierung die Hilfen. Danach gefragt, sagt Badelt, dass es augenscheinlich klar sei, dass ohne weitere Hilfen die Wirtschaft drastisch, wohl im zweistelligen Bereich, eingebrochen wäre. Allein schon, wenn nur ein Teil der Menschen in Kurzarbeit zusätzlich arbeitslos geworden wäre, hätte das die Konjunktur drastisch getroffen.

Das Wifo geht übrigens davon aus, dass deutlich weniger als die 50 Milliarden Euro tatsächlich fließen werden. Einmal, weil ein Teil der Gelder in Form von Garantien vergeben wurde. Hinzu kommt, dass Mittel nicht voll ausgeschöpft werden, etwa bei der Kurzarbeit. 31 Milliarden Euro zusätzlich pumpt der Staat demnach 2020 in die Wirtschaft, wobei in diese Summe auch schon das höhere Arbeitslosengeld einberechnet ist. Im kommenden Jahr sollen nochmals acht Milliarden dazukommen.

Steigende Einkommen der Haushalte?

Zum Schluss ein besonders interessanter Aspekt: Laut Wifo sorgen die vielen staatlichen Not- und Rettungsmaßnahmen dafür, dass die Haushaltseinkommen 2020 steigen werden, und das trotz der Corona-Krise, und zwar um 0,8 Prozent. Sprich: Der Wohlstand wächst trotz der schwersten Rezession seit dem Zweiten Weltkrieg. Das IHS sieht diesen Punkt etwas anders und rechnet mit einem leichten Rückgang der Haushaltseinkommen. (András Szigetvari, 26.6.2020)