(Stube eines Bauernhofs. An einem schweren Holztisch die halbwüchsige Tochter des Bauern, über Bücher gebeugt. Der Bauer tritt ein.)
BAUER: Nix z’tun?
TOCHTER: Ich mach’ Aufgaben.
BAUER: Aufgaben kannst machen, wenn deine Aufgaben erledigt sind. Hast schon g’rechnet?
TOCHTER: Heut’ is’ nix zum Rechnen. Nur zum Lesen.
BAUER: Und die Wies’n?
TOCHTER: Was is’ mit der Wies’n?
BAUER: Na, zum Zammrechnen is’!
TOCHTER: Eine Wies’n kann ma nit zammrechnen.
BAUER: A so? Ham wir die Wies’n g’mäht gestern oder nit?
TOCHTER: Natürlich ham wir die Wies’n g’mäht. Und was du jetzt willst, is’, dass sie gerecht wird.
BAUER: Blödsinn! Wieso soll sie gerecht werden? War sie bis jetz’ vielleicht ungerecht?TOCHTER: Natürlich. Weil ich sie nicht gerecht hab’.
BAUER: An wem hättest dich denn rächen wollen? Hat ja niemand was ’tan.
TOCHTER (seufzt): Mit dir is’ wirklich schwierig. Vielleicht solltest doch hin und wieder was lesen.
BAUER: Sonst noch was! Und du machst jetzt auch deine Büchln zu! Eine Wies’n rechnet sich nit von allein.
(Vorhang)
(Antonio Fian, 26.6.2020)