Thorsten Dirks zieht sich aus dem Vorstand der AUA-Mutter Lufthansa zurück.

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Frankfurt – Der frühere deutsche Telekommunikationsmanager Thorsten Dirks wird nach drei Jahren den Vorstand der AUA-Mutter Lufthansa verlassen. Dirks nehme "den erfolgreichen Abschluss der staatlichen Stabilisierungsmaßnahme zum Anlass, sich aus dem Vorstand der Gesellschaft zurückzuziehen", teilte die Lufthansa am Freitag mit, wie das "Handelsblatt" berichtete.

Dirks solle nicht dazu bereit gewesen sein, auf Boni-Zahlungen zu verzichten. Die angeschlagene Fluggesellschaft erhält in Deutschland neun Milliarden Euro an Staatshilfe – daran geknüpft ist die Bedingung, dass der Vorstand auf Boni und Tantiemen verzichtet, bis der Staat 75 Prozent seiner Beteiligung an Lufthansa wieder abgegeben hat. Bei der AUA-Mutter machen die variablen Vergütungen im Vorstand laut "Handelsblatt" einen großen Teil der Entlohnung aus, teilweise bis zu 50 Prozent.

Milliarden aus Hilfspaket sollen schnellstmöglichst fließen

Dirks war zuletzt für die Themen Digitales und Finanzen zuständig. Nach seinem Eintritt in den Vorstand hatte er zunächst die Tochter Eurowings "durch eine schwierige Phase geführt", wie die Lufthansa erklärte. "Es waren ausnahmslos schwierige und herausfordernde Themen, mit denen er konfrontiert war. Im Namen von Aufsichtsrat und Vorstand möchte ich unseren großen Dank für seine Arbeit zum Ausdruck bringen", erklärte Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley. Das Vorstandsressort Digital und Finanzwesen werde bis auf weiteres interimistisch von Konzernchef Carsten Spohr übernommen.

Nach der Zustimmung der der Lufthansa-Aktionäre zum geplanten staatlichen Rettungspaket kann die Airline rasch auf Milliardenhilfen zugreifen. "Das Geld aus dem Kfw-Kredit soll schnellstmöglich fließen", sagte ein Konzernsprecher am Freitag. An anderer Stelle hieß es, die technische Umsetzung dürfte ein paar Tage dauern. Es handle sich ja um ein großes Bankenkonsortium, sagte eine mit der Sache vertraute Person. Ein anderer Insider hält Überweisungen Anfang nächster Woche für denkbar. Der "Spiegel" berichtete, die Regierung stelle einen Teil der insgesamt neun Milliarden Euro unmittelbar zur Verfügung. Demnach habe das Bundeswirtschaftsministerium mit der KfW arrangiert, dass die drei Milliarden Euro Kredit ab sofort fließen können. Die staatliche Förderbank und das Ministerium kommentierten dies nicht.

Die Aktionäre der Lufthansa hatten am Donnerstag auf einer außerordentlichen Hauptversammlung grünes Licht für das staatliche Rettungspaket gegeben und damit eine drohende Insolvenz verhindert. Das Paket besteht aus bis zu drei Milliarden Euro Kredit der KfW, 5,7 Milliarden Euro an Stillen Einlagen des Bundes sowie einem rund 300 Millionen Euro schweren, 20-prozentigen Aktienpaket. (APA, Reuters, 26.6.2020)