Für den neuen Präsident der Industriellenvereinigung Georg Knill sind die Ideen zur Arbeitszeitverkürzung "mehr als entbehrlich und ganz klar abzulehnen".

Foto: APA/GEORG HOCHMUTH

Wien – Die Industriellenvereinigung (IV) kann der SPÖ-Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung in Form einer staatlich geförderten Vier-Tage-Woche nichts abgewinnen. "Derartige Belastungsideen sind mehr als entbehrlich und ganz klar abzulehnen" teilte Georg Knill, Präsident der Industriellenvereinigung, am Samstag mit. Die SPÖ betonte hingegen erneut die Vorteile ihrer Pläne.

Für Knill gefährden die Ideen einer Arbeitszeitverkürzung Österreichs internationale Wettbewerbsfähigkeit und in der Folge heimische Arbeitsplätze, sagte er in einer Aussendung. Außerdem würden sie für "zusätzliche Verunsicherung in wirtschaftlich ohnehin äußerst herausfordernden Zeiten" sorgen, meinte er und adressierte direkt an die SPÖ, er würde sich "auch von einer Oppositionspartei mehr Verantwortung für unseren Wirtschaftsstandort und wirtschaftliches Verständnis wünschen".

IV-Chef fürchtet, dass alle verlieren

Für den neuen IV-Chef ist nämlich klar: "Was hier vorgeschlagen wird, läuft letztlich darauf hinaus, dass alle dabei verlieren." So würden Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer einen Teil ihrer Löhne und Gehälter einbüßen, Unternehmen sähen sich mit einer weiteren Verteuerung des Faktors Arbeit – und daher mit einer zusätzlichen Belastung – konfrontiert und der Standort würde international an Wettbewerbsfähigkeit verlieren, ist Knill überzeugt.

Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer hatte zuletzt bereits betont, er wolle sich bei den Gesprächen über eine Verlängerung der Corona-Kurzarbeit nicht auf eine Debatte über eine generelle Arbeitszeitverkürzung einlassen, wie etwa auch von der Gewerkschaft gefordert. "Wir wollen nach der Kurzarbeit möglichst viele Vollzeit-Arbeitsplätze, die Leute brauchen das volle Gehalt, um wieder einkaufen zu können", sagt er am Samstag in der "Kronen Zeitung". Wenn der Staat oder die Betriebe eine Arbeitszeitverkürzung subventionieren würden, wäre das für Mahrer "das völlig falsche Signal".

Deutsch verteidigt Idee

SPÖ-Bundesgeschäftsführer Christian Deutsch versuchte am Samstag, die "vielen Vorteile des SPÖ-Modells für eine geförderte Arbeitszeitverkürzung" zu betonen. "Mit unserem Förderkonzept zur Arbeitszeitverkürzung haben wir ein ebenso zukunftsweisendes wie einfach umsetzbares Modell vorgelegt, von dem Beschäftigung und Arbeitsplätze genauso profitieren wie die ArbeitnehmerInnen und die Unternehmen", teilte er per Aussendung mit.

Kein Verständnis zeigte Deutsch für die ablehnende Haltung von Wirtschaftskammer-Präsident Mahrer, der "sofort auf Totalblockade schaltet, wenn er das Wort Arbeitszeitverkürzung hört", so der SPÖ-Bundesgeschäftsführer. "Mahrer redet zwar gerne von Innovation und Zukunft, aber in Sachen Arbeitszeitverkürzung schaut er ganz alt aus", so Deutsch, der in Richtung des WKÖ-Präsidenten klarstellte: "Das SPÖ-Modell geförderter Arbeitszeitverkürzung ist im Interesse der Wirtschaft, Herr Mahrer!" (APA, 27.6.2020)