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Malawis neuer Präsident heißt Lazarus Chakwera.

Foto: AP/Thoko Chikondi

Hand aufs Herz: Wer würde Malawi schon auf der Karte finden? Der Binnenstaat im südlichen Afrika ist höchstens für seine Mittellosigkeit und einen schönen See bekannt. Ansonsten ein "shithole", wie der mächtigste Mann der Welt zu sagen pflegt. Dabei haben die Malawier Großartiges gezeigt: nämlich wie man sich eines schädlichen Präsidenten entledigt und zugleich aus einem "shithole" ein glänzendes Beispiel für partizipatorische Demokratie und Rechtsstaatlichkeit macht. Der nächste Präsident, ob in Afrika oder sonst wo, der seine Macht mit Wahlfälschung sichern will, wird künftig an Malawi denken müssen – und daran, dass auch seine Landsleute aufgeweckte Bürgerinnen und Bürger und nicht nur Stimmvieh sind.

Agile Zivilgesellschaft

Ausgerechnet in der Zeit demokratischer Schwächeanfälle der "großen Nationen" ist der abgelegene afrikanische Kleinbauernstaat zum Vorbild geworden. Seine agile Zivilgesellschaft hat aller Welt gezeigt, wie man sich gegen einen vermeintlich allmächtigen Staatsapparat wehren kann. In den kommenden Jahren wird das Land aber jede Unterstützung brauchen: Es gibt derzeit keinen besseren afrikanischen Kandidaten für ausländische Hilfe. Das Land bietet die nicht ganz häufige Chance, ein Exempel gegen den allgegenwärtigen Afrika-Pessimismus zu statuieren. Wenn am Stammtisch wieder einmal vom angeblich demokratiefernen "schwarzen Kontinent" die Rede ist, wird man nun sagen können: "Aber Malawi ..." (Johannes Dieterich, 28.6.2020)