Auch E-Zigaretten sind in Südafrika seit drei Monaten verboten.

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Johannesburg – In Südafrika bleibt ein Ende März verhängter Tabakbann weiter aufrecht. De facto befindet sich damit eine ganze Nation seit mehr als drei Monaten in der wohl größten Raucherentzugskur der Geschichte. Die Tabakindustrie ist auf den Barrikaden, Verbraucherschützer wittern schwere Eingriffe in die Persönlichkeitsrechte, Ökonomen warnen vor Steuerverlusten.

Die zuständige Ministerin Nkosazana Dlamini-Zuma hatte den Bann damit begründet, dass Raucher gefährdeter für Komplikationen durch Covid-19 seien und das Gesundheitssystem belasten könnten.

Tabakindustrie versucht sich zu wehren

Zwar hatte ein Gericht Anfang Juni befunden, der Tabakbann und ähnliche Maßnahmen stünden rational nicht im Zusammenhang mit einer Begrenzung der Covid-19-Infektionen. Doch vergangenen Freitag gab ein anderes Gericht in Pretoria der Ministerin recht und wies eine Klage der unabhängigen Fita-Tabakproduzenten ab. Dabei hatte der Manager Johnny Moloto gewarnt: "Der fortwährende Bann für den legalen Tabakverkauf bedroht das Überleben des Tabaksektors." Moloto vertritt die Interessen von British American Tobacco South Africa (BATSA), mit einem Marktanteil von 78 Prozent Südafrikas größter Tabakkonzern.

Der warnt vor den ökonomischen Folgen und argumentiert, dass die Branche dem Fiskus 2019 rund 13 Milliarden Rand (670 Millionen Euro) an Steuern in die Staatskassen spülte. Sein Eilantrag auf Abschaffung des Banns wurde zuletzt überraschend auf Anfang August verschoben.

Viele Raucher bedienen sich auf dem Schwarzmarkt mit dubiosem Ersatz wie Rooibos-Zigaretten. Während die Tabakindustrie vor dem Schwarzmarkt warnt, glaubt die Regierung, dass dadurch teilweise die negativen ökonomischen Folgen des Tabakbanns kompensiert werden. Sie hofft zudem, dass gut zehn Prozent der Raucher ihr Laster aufgeben – bei knapp zehn Millionen Rauchern im Lande wär das eine Million. (APA, 29.6.2020)