Spielintelligenz und soziale Intelligenz müssen nicht in ein und demselben Kopf wohnen. Und wer mit dem Tennisschläger ein gutes Händchen beweist, kann abseits des Platzes durchaus danebengreifen.

Alexander Zverev, deutscher Tennisstar, hat jetzt zum zweiten Mal danebengegriffen. Kaum eine Woche nach dem Abbruch der Adria Tour wegen mehrerer positiver Corona-Tests bei Profis und umfassenden Entschuldigungen der Spieler, die sich in Belgrad ausgiebig geherzt, in der Fanmenge gebadet und im Nachtclub gefeiert hatten, ließ sich Zverev daheim in Monte Carlo wieder bei einer Party filmen – ungeachtet seiner Beteuerungen, sich nach dem Belgrader Happening in Selbstisolation zu begeben.

Alexander Zverev bei der umstrittenen Adria Tour.
Foto: imago/Dino Stanin

Der junge Mann wurde zwar negativ auf Covid-19 getestet – das positive Bild vom verantwortungsbewussten Sportsmann, der er künftig sein zu wollen gelobte, gibt das dennoch nicht ab. Konsequenzen hat Zverev bis auf die üblichen Anwürfe im Netz und die Kritik mancher Kollegen nicht zu fürchten. Wie auch Fußballer nichts zu fürchten haben, die sich nach Torerfolgen ungeachtet aller großartigen Hygienekonzepte, die den Re-Starts von Profiligen zugrunde lagen, ausgiebig herzen.

Offenbar sind das alles lässliche Sünden. Aber wehe, die Freude verleitet den Jubelnden dazu, das Leiberl auszuziehen: Da setzt es die Gelbe Karte – wegen Unsportlichkeit. Auch das Virus ist unsportlich. Und es verwarnt nicht. (Sigi Lützow, 30.6.2020)