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Die Boeing 737 Max darf wieder abheben –aber nur zu Testzwecken.

Foto: REUTERS/Karen Ducey

Seattle/Paris – Die Boeing 737 Max darf wieder abheben –aber nur zu Testzwecken. Nach zwei Abstürzen mit hunderten Toten hat die US-Luftfahrtbehörde erstmals wieder Starts des Jets genehmigt. Der Mittelstreckenjet Boeing 737 Max war seit eineinhalb Jahren mit einem Startverbot belegt. Die US-Luftfahrtbehörde FAA genehmigte den Start dieser Flüge mit Testpiloten. Ein erstes Mal hob das Flugzeug schon am Montagabend in Seattle wieder ab.

Bis zu einer Wiederzulassung des Modells für den Flugverkehr wären aber auch dann noch mehrere Hürden zu nehmen. Boeing-Kunden wurde laut Bloomberg der September als frühester Zeitpunkt für die Wiederaufnahme des regulären Flugbetriebs genannt.

Die Boeing 737 Max ist die auf weniger Spritverbrauch getrimmte Neuauflage des seit den 1960er-Jahren gebauten Mittelstreckenjets 737. Nach zwei Abstürzen mit insgesamt 346 Toten hatten Aufsichtsbehörden in aller Welt im März 2019 ein Startverbot für die 737 Max verhängt.

Zudem darf Boeing neue Maschinen der Reihe seitdem nicht ausliefern. Im Zentrum der Krise steht das für die 737 Max entwickelte Steuerungsprogramm MCAS, das laut Untersuchungsberichten eine entscheidende Rolle bei den Abstürzen gespielt hat. Geforderte Verbesserungen am Steuerungssystem zogen sich hin.

Boeing wird verdächtigt, den Jet überstürzt auf den Markt gebracht und dabei die Sicherheit vernachlässigt zu haben. Der Konzern weist dies zwar zurück, hat aber Fehler und Pannen eingeräumt. Der Schaden für Boeing summiert sich bereits auf einen zweistelligen Milliardenbetrag und brachte den Hersteller in eine bis dahin ungekannte Krise.

Vorkrisenniveau erst 2025

Die Corona-Krise hat die Luftfahrt in eine ihrer schwersten Krisen gestürzt. Der europäische Boeing-Konkurrent Airbus erwartet erst 2025 wieder eine normale Produktionsauslastung. Tausende Jobs stehen daher auf dem Spiel. "Für die nächsten zwei Jahre gehen wir davon aus, dass Produktion und Auslieferung um 40 Prozent niedriger sein werden als ursprünglich geplant", zitierte Die WeltAirbus-Chef Guillaume Faury. Von der meistverkauften Baureihe A320 sollen nur noch 40 Maschinen pro Monat gefertigt werden. Offiziell war bisher von einer 30-prozentigen Kürzung die Rede.

Details zur Umstrukturierung nannte Faury nicht, deutete aber an, dass ein erheblicher Stellenabbau notwendig sei. "Es ist eine brutale Tatsache, aber wir müssen es tun. Es geht um die notwendige Anpassung an den massiven Produktionsrückgang. Es geht um die Sicherung unserer Zukunft", erklärte der Manager. An jedem Standort werde nach Möglichkeiten zur Kostensenkung gesucht. "Wir drehen jeden Stein um." Insider erwarten einen schrittweisen Abbau von 14.000 bis 20.000 der insgesamt 90.000 Arbeitsplätze. Gewerkschaftsvertreter sagten, nach einem zweitägigen Treffen mit der Geschäftsführung könnten die Pläne bereits am Mittwoch präsentiert werden.

Derzeit sind nach Angaben des Airbus-Chefs viele fertige Flugzeuge geparkt, weil die Airlines sie wegen des Einbruchs im Markt durch die Corona-Krise nicht abnehmen. Es werde bis Ende 2021 dauern, bevor Produktion und Auslieferungen wieder im Einklang stehen. Der Flugbetrieb liegt weltweit darnieder, Airlines kämpfen ums Überleben und stellen sich darauf ein, dass die Nachfrage lange Zeit nicht mehr auf das Niveau von vor dem Ausbruch der Pandemie steigen wird. Allein Lufthansa bekommt neun Milliarden Euro vom Staat. (red)