Virologin Monika Redlberger-Fritz (MedUni Wien) warnt vor Nachlässigkeit bei der Einhaltung von Abstandsregeln.

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Appell für Einhaltung der Abstandsregeln

Die Bevölkerung gehe mittlerweile zu sorglos mit der Gefahr der Corona-Ansteckung um, appellierte die Virologin Monika Redlberger-Fritz (Med-Uni Wien) am Montag in der "ZiB 2", "diesen Babyelefanten einzuhalten". Von einer zweiten Welle würde sie derzeit trotz gestiegener Infektionszahlen noch nicht sprechen. Aber wenn die Zahl der täglichen Neuerkrankungen steige, sei "Zeit zu handeln".

ORF

Ob wieder strenger Maßnahmen gesetzt werden müssen, komme darauf an, wie sich die Situation in der nächsten Woche entwickelt, erläuterte Redlberger-Fritz. Jetzt gebe es rund 50 bis 60 Neuerkrankungen pro Tag. Steigt diese Zahl – linear oder "im schlimmsten Fall exponentiell – an, "dann ist wirklich zu handeln".

Derzeit gebe es in Österreich noch eine "relativ niedrige Grundaktivität" des Virus, "aber eine Hintergrundaktivität ist da". Wird die Abstandsregel ignoriert, "gibt man dem Virus die Chance, sich weiter sehr rasch auszubreiten". Direkter Kontakt von Mensch zu Mensch "ist die Übertragungsquelle schlechthin". Deshalb sollte man weitere Lockerungen "mit äußerster Vorsicht angehen".

Sicherheitsmaßnahmen werden heruntergefahren

Die Sicherheitsmaßnahmen werden wie geplant weiter hinuntergefahren. So ist ab Mittwoch wieder jeder Sport erlaubt. Die Maskenpflicht für Kellner fällt ebenso wie die Sperrstunde für Veranstaltungen bis 100 Personen. Die Maskenpflicht gilt somit nur mehr in Öffis, im Gesundheitsbereich und bei Dienstleistungen, bei denen der Mindestabstand nicht eingehalten werden kann. Auch bei Demonstrationen muss der Nasen-Mund-Schutz weiter getragen werden.

Weitere Erleichterungen gibt es für die Gastronomie. Lokale dürfen schon um 5 statt um 6 Uhr aufsperren. Buffets mit Selbstbedienung werden prinzipiell wieder möglich. Die Sperrstunde für geschlossene Veranstaltungen bis zu 100 Personen – beispielsweise Geburtstagsfeiern – fällt. Für kleine Bars wird die Thekenausschank möglich sein.

Sportbegeisterte dürfen ab Mittwoch wieder ihrem Hobby nachgehen – und zwar auch, wenn es sich um Kontakt- bzw. Mannschaftssport handelt. Die Mindestabstandsregeln gelten bei der Sportausübung sowohl drinnen als auch draußen nicht mehr. Voraussetzung ist aber, dass Hygieneregeln beachtet werden, außerdem müssen Anwesenheitslisten geführt werden.

Lockerungen gibt es ebenfalls für Zuschauer bei Sport- und Kulturveranstaltungen. Bei Veranstaltungen mit zugewiesenen und gekennzeichneten Sitzplätzen sind in geschlossenen Räumen bis zu 250 Personen und im Freiluftbereich bis zu 500 Personen erlaubt.

Besuchsverordnung in Wiens Pflegeheimen bleibt streng

Der Zugang zu den Wiener Pflegewohnhäusern bleibt streng reglementiert. Lediglich leichte Lockerungen werden ab Mittwoch verordnet, sagte Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) der APA. So sind künftig statt einem zwei Besucher erlaubt. Umfangreiche Corona-Tests in den Einrichtungen sind weitgehend abgeschlossen, 0,5 Prozent der Befunde waren positiv.

Angehörige, die eine Bewohnerin oder einen Bewohner besuchen, werden laut Hacker weiterhin nach Möglichkeit in ausgewiesene Zonen gebeten – die bevorzugt im Freien eingerichtet werden. Lediglich in Ausnahmefällen ist der Besuch im Zimmer bzw. der Station erlaubt. Auch eine Anmeldung ist nötig. Fallen wird jedoch die Mindestraumgröße von zehn Quadratmetern pro Person.

Mit Symptomen gibt es weiterhin keinen Eintritt. Auch Mund-Nasen-Schutz und Desinfektion sind obligatorisch. "Wir sind gut mit den Maßnahmen gefahren", zeigte sich Hacker überzeugt. In den Einrichtungen sei man sehr diszipliniert vorgegangen.

Aktuell sind 48 Bewohner und drei Mitarbeiter von Wiener Pflegeheimen mit dem Coronavirus infiziert. Auch die erste Bilanz eines großen Screenings liegt nun vor: Von 16. April bis 28. Juni wurden in 63 Häusern mehr als 20.000 Abstriche beim Personal und den Bewohnern durchgeführt, 99 Befunde waren positiv, das sind 0,5 Prozent.

Studie in Weißenkirchen

Einer in Weißenkirchen (Bezirk Krems) durchgeführten Studie der Danube Private University (DPU) Krems zufolge haben mehr als zwölf Prozent der Teilnehmer Antikörper gegen SARS-CoV-2 entwickelt. "Diese Zahl liege damit bis zu zehnfach höher als die offiziell registrierten Covid-19-Fälle in Weißenkirchen", hieß es weiter. Den 17 behördlich dokumentierten Infektionen sollen 1.393 positive Testergebnissen gegenüberstehen. An der Studie hatten 60 Prozent der Personen mit Hauptwohnsitz in der Marktgemeinde teilgenommen.

Bayern beschließt Tests für jedermann

Die Regierung des deutschen Bundeslandes Bayern hat die kostenlose Corona-Tests für die gesamte Bevölkerung beschlossen. Man stelle dafür aufs Jahr gerechnet 200 Millionen Euro bereit, sagte Ministerpräsident Markus Söder am Dienstag nach einer Kabinettssitzung in München. Bayern hat rund 13 Millionen Einwohner.

Air France will 6.500 Arbeitsplätze streichen

Die französische Fluggesellschaft Air France will Insidern zufolge bis Ende 2022 etwas mehr als 6.500 Arbeitsplätze streichen. Ein entsprechender Plan solle den Gewerkschaften vorgelegt werden, sagten zwei mit dem Vorhaben vertraute Personen. (APA, Reuters, red, 30.6.2020)