Auch in der Krise eine lohnende Investition. Denn der Wert eines MBA-Abschlusses geht weit über die erste Anstellung nach dem Studium hinaus.

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Ein MBA-Abschluss galt lange Zeit als Karrierebooster. Den Absolventen standen viele Türen offen. In diesem Jahr ist vieles anders. Die Corona-Pandemie hat auch für angehende Führungskräfte Hürden am Arbeitsmarkt gesetzt. Viele Unternehmen haben ihre Recruiting-Aktivitäten auf Eis gelegt. Besonders betroffen sind die Reise-, Freizeit- und Sportindustrie. Und auch wenn schrittweise die internationale Mobilität wieder ermöglicht wird und die Grenzen für Urlauber wieder offen sind, wird sich die Reiseindustrie nur langsam davon erholen. Experten rechnen damit, dass der Einbruch bei der Personalsuche stärker ausfallen werde als durch die Finanzkrise 2008. Laut dem Fachkräfte-Index des Personaldienstleisters Hays ist in Österreich der Arbeitsmarkt für Experten von Jänner bis Mai um 37 Prozent gesunken.

Das hat auch unter MBA-Studierenden zu Unsicherheiten geführt. Eine Umfrage des Graduate Management Admission Council (GMAC) unter mehr als 1000 MBA-Studenten hat gezeigt, dass die Auswirkungen der Corona-Pandemie die Sorgen bezüglich des Arbeitsmarktes massiv verstärkt haben. Innerhalb eines Monats stieg der Anteil der Besorgten von 13 Prozent Mitte März auf 53 Prozent Mitte April. Gegenüber dem MBA-Newsportal Business Because sagt Chris Garnett, Leiter der Head of Postgrad Career and Employability an der Alliance Manchester Business School, dass man heute flexibler und pragmatischer an die Karriere nach dem MBA-Abschluss herangehen müsste. Denn der Wert des MBAs gehe ja weit über die erste Anstellung nach dem MBA-Studium hinaus. Gute Chancen prognostiziert er Absolventen, die in Consultingunternehmen Fuß fassen möchten. Die digitale Transformation sei eine wesentliche Aufgabe in allen Wirtschaftsbereichen geworden, dafür werden in den nächsten Jahren digital versierte MBA-Absolventen sehr gefragt sein, ist er überzeugt.

Optimistischer ist man an der renommierten Business School HEC Paris. Nach der Finanzkrise 2008 hätten sich viele Regierungen für strenge Sparmaßnahmen entschieden, diesmal würden eher staatliche Anreize gesetzt, um aus der Krise zu kommen, sagt Tony Somers vom HEC Paris Career Center. Das sei ein positives Signal für die Wirtschaft. Dementsprechend habe die HEC Paris auch kaum negative Signale bezüglich der Recruiting-Aktivitäten der Unternehmen für Herbst erhalten. (Gudrun Ostermann 1. 7. 2020)