Es ist eine der wichtigsten Neuerungen in iOS 14: Mit einer Überarbeitung des Homescreens geht auch etwas einher, gegen das sich Apple lange gesperrt hat: Widget-Support. Ein Konzept, das es bei der direkten Konkurrenz von Android schon länger gibt, und doch sorgte dieser Umstand nur für eine eher verhaltene Aufregung, bedienen sich doch in der aktuellen Phase der abflachenden Innovationen alle Hersteller wechselseitig voneinander.

Kein Screenshot von iOS 14, sondern ein Entwurf von Jay Machalani aus iOS-8-Zeiten.
Grafik: Jay Machalani

Erkenntnis

Bei einem anderen hat die Ankündigung hingegen für deutlich mehr Verblüffung gesorgt: Der kanadische User-Interface-Designer Jay Machalani wirft Apple vor, dass das Unternehmen die Umsetzung praktisch zur Gänze von ihm geklaut hat.

Tatsächlich hat Machalani bereits im Jahr 2014 Konzeptentwürfe eines Widget-Supports für iOS veröffentlicht, die eine frappante Ähnlichkeit zur aktuellen Apple-Umsetzung zeigen. So schlug er etwa vor, die Widgets direkt inmitten der Icon-Liste zu platzieren, ein entscheidender Unterschied zu Android, aber exakt derselbe Ansatz wie jetzt bei iOS 14 gewählt. Das Konzept von Machalani kam damals sehr gut an, mehrere Techblogs berichteten darüber. Ein zugehöriges Video hat auf Youtube mittlerweile fast vier Millionen Views. Jailbreak-Entwickler hatten sogar versucht, das Design für ihre geknackten iPhones zu implementieren.

Keine Kommunikation

Gegenüber "Input" betont Machalani nun, dass er laut auflachen musste, als er die Präsentation von Apple gesehen hat. Generell sei er natürlich erfreut darüber, dass es nun auch am iPhone Widget-Support gebe. Trotzdem ist der Designer nicht sonderlich erfreut, wie das alles abgelaufen ist. So stößt er sich vor allem daran, dass Apple nie auf ihn zugegangen ist.

Die Umsetzung Apples in iOS 14.
Grafik: Apple

Dass Apple schlicht nichts von Machalanis Entwürfen wusste, erscheint angesichts der damaligen Aufmerksamkeit unrealistisch – immerhin ist das Unternehmen dafür bekannt, die Berichterstattung über seine Systeme sehr genau zu verfolgen.

Damit unterscheide sich das Unternehmen auf negative Weise von Konkurrent Microsoft: Dort hatte man Malachani extra einfliegen lassen, als man dessen Redesign-Vorschlag für Windows 8 gesehen hat, der schon recht nahe an das herankam, wie Windows 10 schlussendlich aussehen sollte. Auch ein Jobangebot und diverse Hardware gab es für Malachani – während vonseiten Apples bisher komplette Funkstille herrscht.

Android

Der Designer ist übrigens selbst kein iPhone-User. Ursprünglich hatte er webOS bevorzugt, um dann auf Windows Phone 8 zu wechseln – und schlussendlich nun bei Android zu landen. Seine Designs entsprangen dereinst der Überlegung, wie er sich ein iPhone vorstellt, das er gerne nutzen würde. Hätte sich Apple je bei ihm gemeldet, hätte man das schon vor sechs Jahren implementieren können. (red, 30.6.2020)