Wien – Grüner Rasen statt grüner Tisch: Nach der Ankündigung des LASK, auf weitere Rechtsmittel bezüglich des Punkteabzugs zu verzichten, wird der Kampf um den Vizemeistertitel in der Fußball-Bundesliga fix sportlich geklärt. Rapid hat die Chance, bereits eine Runde vor Saisonende alles klarzumachen, Voraussetzung dafür ist ein Heimsieg am Mittwochabend (20.30 Uhr) im Schlager gegen den LASK.

Ein entspannter Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic.
Foto: APA/HERBERT NEUBAUER

"Wir wollen wieder versuchen, einen Sieg einzufahren, und hoffen, dass wir nach dem Spiel in derselben Situation sind wie vor dem Spiel, nämlich vor dem LASK", sagte Rapid-Trainer Dietmar Kühbauer. Seine Truppe tritt mit einem Plus von zwei Punkten an. Mit dem vier Zähler entfernten WAC, der am Sonntag zum Abschluss Rapid empfängt, ist noch ein weiteres Team im Rennen um Rang zwei. "Es ist sehr eng, in den letzten Spielen kann alles passieren. Wir treffen auf zwei starke Mannschaften, die eingespielt, routiniert sind und letzte Saison auch auf internationalem Parkett gezeigt haben, dass sie gut sind", hat Rapids Sport-Geschäftsführer Zoran Barisic großen Respekt.

"Unser Ziel ist Platz zwei"

Kurios ist, dass heuer am Ende Rang zwei ein bisschen undankbar sein kann, sollte man in der Champions-League-Qualifikation gleich scheitern. Als Dritter hat man hingegen einen Platz in der Europa-League-Gruppenphase sicher. "Ehrlich gesagt ist Platz drei besser, weil du besser planen kannst – wirtschaftlich und sportlich. Aber wir sind Rapid, haben die Mentalität, jedes Spiel gewinnen zu wollen. Unser Ziel ist Platz zwei", sagte Barisic ganz klar. Den Linzern geht es da genauso. "Wenn es eine Position weiter vorn gibt, die man noch erreichen kann, ist das immer die bessere", betonte LASK-Präsident Siegmund Gruber.

Die Oberösterreicher können mit Blick auf die laufende Saison darauf hoffen, dass sich eine Serie fortsetzt. Bisher siegte in drei direkten Duellen jeweils das Auswärtsteam. Das schneidet ja in Zeiten von zuschauerlosen Stadien wegen der Coronavirus-Pandemie Studien zufolge auch deutlich öfter als sonst besser ab. Am 24. August entschied Marko Raguz die Partie im Allianz-Stadion mit dem 2:1 erst in der 95. Minute. Am 10. Juni traf Taxiarchis Fountas in Pasching in der 87. Minute zum 1:0-Endstand.

"Da entscheiden Kleinigkeiten"

"Spiele gegen den LASK sind immer eng, da entscheiden Kleinigkeiten", ist sich Kühbauer bewusst. Der Burgenländer erwartete dabei neuerlich "keinen Zauberfußball". "Der LASK ist darauf bedacht, den Rhythmus zu brechen, hoch zu pressen und will jeden Fehler sofort ausnützen. Ich erwarte ein sehr kampfbetontes Spiel, in dem um jeden Zentimeter gerauft wird", vermutete der Rapid-Coach. Das Selbstvertrauen bei seinem Team stimmt nach dem Last-Minute-3:2-Erfolg bei Sturm Graz und dem erstmaligen Erfolg nach Zwei-Tore-Rückstand seit 35 Jahren. "Der war in allen Belangen enorm wichtig", verlautete Kühbauer.

Laut Barisic gilt es nun in Wien, an der "sensationellen" zweiten Hälfte vom Sturm-Spiel anzuschließen. Dann könnte eine schon jetzt "richtig gute" Saison noch besser werden. "Wenn mir einer im Jahr 2019 gesagt hätte, dass wir jetzt sportlich so dastehen, hätte ich es sofort unterzeichnet", zog Barisic vor den letzten beiden Runden ein Resümee.

Auswärtsmacht LASK

Zehn Ausfälle haben die Wiener zu beklagen, darunter weiter auch Einsertormann Richard Strebinger. Bei den Linzern muss der gesperrte Stammverteidiger Petar Filipovic passen. Vergessen machen will man das bittere 0:1 gegen den WAC. "Die Spieler haben die Entscheidung des Klubs mitgetragen. Sie wollen versuchen, auf dem Spielfeld Platz zwei zurückzuholen. Das heißt, es muss morgen ein Sieg her, und mit dieser Einstellung gehen wir morgen auch ins Spiel", erläuterte Vizepräsident Jürgen Werner.

Laut Coach Valerien Ismael haben sich die Linzer vorgenommen, von der ersten Minute an mehr Präsenz zu zeigen, als zuletzt gegen den WAC. "Hier haben wir viele Punkte gefunden, bei denen wir ansetzen wollen. Es wird darum gehen, es mehr zu wollen als der Gegner. Dieser unbedingte Wille hat uns diese Saison schon oft ausgezeichnet. Es wird darum gehen, alles reinzuwerfen", sagte der Franzose.

Der LASK war diese Saison bisher eine Auswärtsmacht, hat von 15 Partien 13 gewonnen – bei einer Niederlage und einem Remis. Rapid fehlt demgegenüber die gewohnte Heimstärke, was auch zuletzt beim 0:1 gegen Hartberg und dem historischen 2:7 gegen Salzburg deutlich wurde.

WAC "im Flow" nach Hartberg

Befreit von den Sorgen um ein internationales Ticket will sich der WAC im Finale der Bundesliga gleich direkt in die Gruppenphase der Europa League spielen. Im Meistergruppen-Fernduell um Platz drei hat der LASK aktuell zwei Punkte Vorsprung, die Wölfe gastieren in Hartberg. Auch die Steirer sind angesichts der Hoffnung auf das EL-Play-off höchst motiviert.

WAC-Coach Ferdinand Feldhofer gab sich angesichts der jüngsten Leistungen zuversichtlich, zumindest die eigenen Aufgaben zu erledigen. Denn letztlich hängt der EL-Platz auch von den sportlichen Leistungen des LASK ab. "Zwei der vier Endspiele haben wir großartig bewältigt, wir sind alle so fokussiert", meinte Feldhofer nach dem 2:0 über Sturm und dem 1:0-Erfolg beim LASK am vergangenen Sonntag.

Sturm in Salzburg

Der Meistertitel ist Red Bull Salzburg nicht mehr zu nehmen, am Mittwoch gastiert Sturm Graz in Wals-Siezenheim. Die Steirer wollen aber nicht kommen, "um zu gratulieren", wie Interimscoach Thomas Hösele betonte. Schließlich geht es für sein Team noch um die kleine Chance auf Platz fünf, der einen Platz im Europa-League-Play-off bedeutet. Derzeit fehlen aber vier Punkte auf Hartberg.

"Wir wollen Akzente setzen", meinte Hösele vor seinem zweiten Spiel als Cheftrainer der Blackys. Das erste ging mit einer bitteren 2:3-Niederlage gegen Rapid zu Ende, nach 2:0-Pausenführung kassierte man in der 90. Minute das entscheidende dritte Tor. "Wir haben das Spiel analysiert und versucht, es relativ schnell abzuhaken", erklärte Hösele, der unter anderen um den angeschlagenen Kapitän Stefan Hierländer bangen muss. (APA, 30.6.2020)

Technische Daten und mögliche Aufstellungen zu den Spielen der 31. Runde der Fußball-Bundesliga am Mittwoch (Meistergruppe), alle live auf Sky:

Red Bull Salzburg – SK Sturm Graz (Wals-Siezenheim, Red-Bull-Arena, 20.30 Uhr, SR Ouschan). Bisherige Saisonergebnisse: 1:1 (a), 2:0 (h), 5:1 (a)

Salzburg: Stankovic/Walke – Farkas, Ramalho, Wöber/Onguene, Ulmer – Okugawa, Junuzovic, Mwepu, Okafor/Szoboszlai – Adeyemi, Daka

Ersatz: Walke – Vallci, Kristensen, Camara, Ashimeru, Koita, Hwang, Berisha

Es fehlt: Bernede (Knöchel-OP)

Sturm: Siebenhandl – Hierländer/Sakic, Avlonitis, Geyrhofer, Trummer – Ljubic, Dominguez – Despodow, Kiteishvili, Jantscher – Balaj

Ersatz: Schützenauer – Donkor, Schrammel, Jäger, Koch, C. Leitgeb, Huspek, Röcher, Shabanhaxhaj, Friesenbichler

Es fehlt: Spendlhofer (nicht mehr im Kader)

Fraglich: Hierländer, Huspek (beide angeschlagen)

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TSV Hartberg – Wolfsberger AC (Hartberg, Profertil-Arena, 20.30 Uhr, SR Weinberger). Bisherige Saisonergebnisse: 0:2 (h), 0:3 (a), 4:2 (a)

Hartberg: Swete – Lienhart, Huber, Luckeneder, Klem – Kainz/Nimaga, Cancola – Ried, Rep, Gabbichler – Tadic

Ersatz: Sallinger – Rotter, Tschernegg, Rasswalder, Dossou, Dante, Kröpfl

Es fehlen: Ostrak (Muskelverletzung), Lema (rekonvaleszent nach Kreuzbandriss)

Fraglich: Heil, Kainz (beide angeschlagen)

WAC: Kofler – Novak, Baumgartner, Rnic, Schmitz – Jojic, M. Leitgeb, Liendl, Wernitznig – Weissman, Dieng

Ersatz: Kuttin – Gollner, Gölles, Stratznig, Sprangler, Schmerböck, A. Schmidt

Es fehlen: Schmid (Adduktoren), Schöfl (Knie), Holzer (muskuläre Probleme)

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SK Rapid Wien – LASK (Wien, Allianz Stadion, 20.30 Uhr, SR Altmann). Bisherige Saisonergebnisse: 1:2 (h), 4:0 (a), 1:0 a()

Rapid: Knoflach – Stojkovic, D. Ljubicic, Greiml – Schick, Grahovac, Schwab, Ullmann – Knasmüllner – Fountas, Arase

Ersatz: Gartler – Auer, Petrovic, Velimirovic, Ibrahimoglu, Kitagawa, Demir, Kara

Es fehlen: Hofmann (gesperrt), Strebinger (Rückenprobleme), Barac (Trainingsrückstand), Murg (Knieverletzung), Sonnleitner (Muskelfaserriss), Dibon (Kreuzbandriss), Schobesberger, Szanto, Wunsch, Schuster (alle rekonvaleszent)

LASK: Schlager – Ramsebner, Trauner, Wiesinger – Ranftl, Holland, Michorl, Renner – Tetteh, Klauss, Frieser

Ersatz: T. Gebauer – Reiter, Haudum, Andrade, Raguz, Balic, Müller

Es fehlen: Filipovic (gesperrt), Wostry (Adduktoren), Goiginger, Potzmann (beide nach Kreuzbandriss)