Wenig gegenseitige Begeisterung verspüren die deutsche Kanzlerin Angela Merkel und US-Präsident Donald Trump füreinander.

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Washington – US-Präsident Donald Trump soll die deutsche Kanzlerin Angela Merkel in einem Telefongespräch als "dumm" bezeichnet und sich auch sonst am Telefon immer wieder unpassend verhalten haben. Das berichtete der US-Sender CNN am Dienstag unter Berufung auf zwei von mehreren namentlich nicht genannten Geheimdienstbeamten und Quellen aus dem Weißen Haus.

Trump habe Merkel auch beschuldigt, "unter dem Einfluss der Russen zu stehen", zitierte CNN eine Quelle. Merkel sei nach außen hin gelassen geblieben und habe Trump Fakten entgegengehalten. Ein deutscher Regierungsbeamter habe die Anrufe CNN gegenüber als "ungewöhnlich" und "problematisch" bezeichnet, weswegen Berlin besondere Maßnahmen ergriffen habe, um sicherzustellen, dass ihr Inhalt geheim bleibe. Ein deutscher Regierungssprecher wollte den CNN-Bericht nicht kommentieren, dementierte aber auch nicht. Auch einer anderen weiblichen Regierungschefin gegenüber sei Trump ausfällig geworden. Der britischen Regierungschefin Theresa May habe er bestellt, sie sei schwach und mutlos.

"Wahnhafter" Präsident

Ganz anders habe sich der Präsident in Unterredungen mit Diktatoren verhalten. Dem russischen Präsidenten Wladimir Putin gegenüber habe er dabei stets versucht, Eindruck zu schinden. Mit Abstand am häufigsten habe Trump mit dem türkischen Staatschef Recep Tayyip Erdoğan telefoniert, auch diesem gegenüber sei er eher unterwürfig aufgetreten. Nordkoreas Diktator Kim Jon-un habe er hingegen von seinen eigenen "großen Errungenschaften" und der "Dummheit" seiner Vorgänger berichtet.

Insgesamt zeichnet der CNN-Bericht, der sich auf Quellen im Weißen Haus beruft, ein sehr ungünstiges Bild über das Telefonverhalten des Präsidenten. Dieser sei nur selten vorbereitet in wichtige Unterredungen gegangen. Frühere Mitarbeiter, darunter die Ex-Sicherheitsberater H. R. McMaster und John Bolton, Verteidigungsminister James Mattis, Außenminister Rex Tillerson und Stabschef John Kelly, hätten Trumps Verhalten in den Gesprächen als "wahnhaft" bezeichnet.

Das Weiße Haus bestreitet das. "Präsident Trump ist ein Weltklasse-Verhandlungsführer, der die Interessen Amerikas auf der Weltbühne konsequent gefördert hat", erklärte die stellvertretende Sprecherin des Weißen Hauses, Sarah Matthews. Sie führte an, dass Trump Handelsabkommen mit China sowie mit Mexiko und Kanada ausgehandelt habe. Auf Trumps angebliche Ausfälle gegen Merkel ging sie nicht ein.

Bolton sorgt für Wirbel

Trump wird von Kritikern, darunter früheren Regierungsmitarbeitern, immer wieder als selbstbezogen und erratisch beschrieben. Zuletzt hatte Ex-Sicherheitsberater Bolton mit einem Enthüllungsbuch für Wirbel gesorgt, in dem er Trump vorwarf, dass dessen Außenpolitik häufig auf Bauchgefühl und Unwissenheit basiere.

Trump hatte den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj im Juli 2019 am Telefon zu Ermittlungen ermuntert, die seinem politischen Rivalen Joe Biden von den Demokraten potenziell schaden könnten. Die Ukraine-Affäre stand im Zentrum des Amtsenthebungsverfahrens gegen Trump, das mit einem Freispruch endete. (red, APA, 1.7.2020)