Eine externe Software soll den Ausfall verursacht haben.

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Peinliche Panne für die Deutsche Börse: Nur wenige Monate nach dem letzten Ausfall hat eine technische Störung am Mittwoch erneut den Aktien- und Derivatehandel an der Frankfurter Börse, der Leipziger Strombörse EEX, der Wiener Börse und anderen europäischen Börsen lahmgelegt.

Diesmal fiel das Handelssystem T7 kurz nach Handelsbeginn für drei Stunden aus. Erst gegen 12 Uhr konnten Aufträge wieder abgewickelt werden.

Zugekaufte Software soll Schuld haben

Schon am 14. April war das System für mehr als vier Stunden ausgefallen – eine der längsten Störungen in der Geschichte der Frankfurter Börse. Davor war es 2018 zweimal für längere Zeit ausgefallen. Nach der letzten Panne hatte Konzernchef Theodor Weimer erklärt, die Börse habe Vorkehrungen getroffen, um einen solchen Vorfall in Zukunft zu verhindern.

Nun erklärte der Konzern: "Die Störung im System T7 im April und der heutige Systemausfall haben denselben Ausgangspunkt. Dieser liegt in einer fehlerbehafteten zugekauften Software, die Teil des Handelssystems ist." Die Börse habe die Ursache genau verstanden und den Fehler beseitigt. "Das System läuft jetzt stabil. Wir erwarten, dass das so bleibt." Äußere Einflüsse wie einen Hackerangriff könne man ausschließen.

Das Handelssystem nutzt nicht nur die Frankfurter Börse sondern auch die Börsen in Wien, Prag, Budapest, Zagreb, Ljubljana, Sofia und Malta, so dass die Störung europaweite Auswirkungen hatte. Derzeit werden allein im deutschen Leitindex DAX pro Tag durchschnittlich Aktien im Wert von 5,5 Milliarden Euro umgesetzt.

Parketthandel nicht betroffen

Der Parketthandel war von der Störung nicht betroffen, da die sogenannten Spezialisten ein anderes System nutzen. Allerdings wird in normalen Zeiten deutlich mehr als 90 Prozent des Handels an der Deutschen Börse über den Handelsplatz Xetra abgewickelt, der auf das T7-System angewiesen ist.

Die Wiener Börse nutzt das Handelssystem der Deutschen Börse seit 1999. Über sie sind auch mehrere andere europäische Börsen angebunden. Trotz des Systemausfalls Mitte April hatte der österreichische Börsenbetreiber die Partnerschaft mit der Deutschen Börse vor zwei Wochen vorzeitig um fünf Jahre verlängert. Die erneute Panne ist ein Makel für den DAX-Konzern, der seine Technologie als eines der "leistungsfähigsten und sichersten Börsensysteme weltweit" bewirbt. (APA, 01.07.2020)