Deutschlands Botschafter Ralf Beste, der Leiter der Vertretung der EU-Kommission Martin Selmayr und Kroatiens Botschafter Daniel Glunčić (von links nach rechts) ließen sich im Namen der Diplomatie ein Würstel schmecken.

Foto: APA/ALEXANDRA DEMCISIN

Wien – Die Staffelübergabe der EU-Ratspräsidentschaft ist in Wien ganz typisch wienerisch vonstattengegangen. Der Vertreter der EU-Kommission in Wien, Martin Selmayr, traf den deutschen Botschafter Ralf Beste und den kroatischen Botschafter Daniel Glunčić am Mittwoch beim Würstelstand vor der Albertina.

Bei Currywurst und Burenwurst tauschten sich die Botschafter über die Erfahrungen der abgeschlossenen kroatischen Ratspräsidentschaft aus und diskutierten die Prioritäten der kommenden sechs Monate. Die Erwartungen an den deutschen EU-Ratsvorsitz sind hoch. "Es geht um die Wurst", bemerkte Selmayr.

Deutschland stellt Wiederaufbau in den Mittelpunkt

Botschafter Beste sagte gegenüber der APA: "Es gibt ein paar Dinge, die müssen wir unbedingt schaffen: Das ist die Einigung auf den Corona-Aufbaufonds, auf den siebenjährigen Haushalt und die Regelung mit Großbritannien über die Verhältnisse nach dem Brexit. Das ist das absolute Kernprogramm. Da erwartet jeder eine Einigung von uns. Und die EU braucht das auch." Bei gutem Willen aller werde das Programm zu schaffen sein, "aber es wird schwer", räumte Beste ein. Auch physische Treffen würden wieder nötig sein. "Einigungsdruck entsteht nur durch physische Nähe und zeitlichen Druck."

Botschafter Glunčić erklärte, dass Kroatien "sehr viele Pläne" gehabt habe. "Aber dreieinhalb Monate sind uns ja quasi genommen worden durch das Coronavirus." Vieles wurde elektronisch erledigt und auf Videokonferenzen verlegt. Aber was Europa ausmache, sei auch der zwischenmenschliche Kontakt. "Man kann wirklich von der schlimmsten Krise sprechen, weil sie nicht nur die Wirtschaft angreift, sondern auch die Gesellschaft auseinanderrückt." Auf einen Erfolg kann Glunčić aber verweisen: "Worauf wir mit Freude zurückblicken, ist, dass wir es ermöglicht haben, dass Nordmazedonien und Albanien eine EU-Perspektive bekommen." (APA, 1.7.2020)