Christiana Stefanou ist die neue Leiterin der Wiener Ballettakademie.

Foto: Sylvia Diamantopoulou

Sie ist die Expertin, die für eine zeitgemäße Pädagogik an der Wiener Ballettakademie sorgen soll: Christiana Stefanou wird die neue Leiterin der renommierten Schule mit wechselvoller Geschichte. Zu Beginn des Vorjahres waren in der mit der Staatsoper assoziierten Institution schwere strukturelle Mängel und teils gewalttätige Unterrichtsmethoden festgestellt worden. Der darauffolgende Skandal brachte die geschichtsträchtige Schule an den Rand des Abgrunds.

Die Missstände wurden gerade rechtzeitig aufgedeckt: Bis zum anstehenden Direktionswechsel konnte die Akademie von einer Sonderkommission und einer international besetzten Expertengruppe gründlich durchleuchtet werden. Die Bestellung der aus Athen stammenden Stefanou ist also keine eilige Feuerwehraktion, sondern Ergebnis eingehender Auseinandersetzungen und Abwägungen, in die sich auch der neue Leiter des Wiener Staatsballetts, Martin Schläpfer, einbringen konnte.

Mit Stefanou bringen Staatsoperndirektor Bogdan Roščić und Schläpfer eine Tanz- und Pädagogikspezialistin ans Steuer der Ballettakademie. Weniger darf es auch nicht sein, denn es gilt, hochtalentierten Schülern traditionellen und modernen Spitzentanz in russischen, europäischen und amerikanischen Stilen nahezubringen. Ein neu erstelltes Curriculum für die Akademie, für dessen Umsetzung Stefanou zusammen mit Schläpfer verantwortlich sein wird, zeigt, wie anspruchsvoll ein zeitgemäßer professioneller Ballettunterricht ist.

Dafür will die 49-Jährige nach eigener Aussage "eine weltweit führende Tanzausbildung anbieten", die den internationalen Spitzenstandards gerecht wird. Als Grundlage dafür soll "eine Kultur von gegenseitigem Respekt, Wertschätzung und offener Kommunikation" dienen.

Vorteilhaft für die neue Direktorin sind ihr Tanzpädagogikstudium im bulgarischen Plovdiv zusammen mit ihrer Tanzausbildung in München, ihre Erfahrungen als Tänzerin an der Bayerischen Staatsoper, als Ballettmeisterin und Leiterin der Compagnie der griechischen Nationaloper sowie – gemeinsam mit internationaler Lehrtätigkeit – als Pädagogin an der Ballettakademie und der Performing-Arts-Schule in Athen. Eine wichtige Verbindung zu Martin Schläpfer entstand während Stefanous Lehrtätigkeit beim Ballett am Rhein, das der nunmehrige Wahlwiener bis zum Ende dieser Spielsaison geleitet hat. (Helmut Ploebst, 1.7.2020)