Gerade sind die Bescheide eingetrudelt. In etwa 30 Stunden werden die ersten Gäste durch den Seiteneingang im Park des Palais Schwarzenberg eintreffen, doch ob wirklich gespielt werden kann, das war bis vor kurzem noch nicht klar. "Die Behörden waren sehr kooperativ", sagt Georg Hoanzl, "mit den Bescheiden aber hat es etwas gedauert." Zusammen mit dem Kabarettgroßmeister Michael Niavarani hat der Unternehmer Georg Hoanzl innerhalb weniger Wochen ein neues Theater hochgezogen. Theater im Park nennt es sich und befindet sich in einer der lauschigsten und unbekanntesten Ecken Wiens.

Theater im Park heißt die Freiluftbühne von Kabarettist Michael Niavarani (rechts) und Unternehmer Georg Hoanzl. 20.000 Karten sind schon verkauft.
Foto: APA / Herbert Neubauer

Vom Belvedere-Garten durch eine rostrote Ziegelmauer, hin zum Palais Schwarzenberg von Bauzäunen begrenzt, erstreckt sich entlang der Prinz-Eugen-Straße ein von riesigen Platanen gesäumter englischer Landschaftsgarten. Einen Tag vor dem Lockdown am 13. März, so Hoanzl, seien er und Niavarani (zusammen betreiben sie das Simpl und das Globe) im angrenzenden Biergarten des Stöckl im Park gesessen und hätten die ersten Pläne gewälzt. "Wir wussten, dass wir weder im Simpl noch im Globe auf absehbare Zeit spielen können." Eine Alternative musste her. Bis sich diese konkretisierte, dauerte es aber bis Ende Mai.

Dazwischen herrschte viel Verzweiflung, jede Menge Ratlosigkeit und die Gewissheit, dass man irgendetwas tun müsse, um die kulturelle Stagnation aufzubrechen. "Privattheater wie die unsrigen wurden vom Lockdown besonders hart getroffen, die meisten kommen gänzlich ohne Subventionen aus." Hoanzl macht eine längere Pause. Michael Niavarani probt auf der Freiluftbühne gerade lautstark die Anfangsnummern für die Eröffnung. Das Simpl-Ensemble ist dabei, Stefano Bernardin macht einen schlüpfrigen Witz, bevor die Truppe in den nächsten Song einstimmt.

Nicht nur Kabarett

Ein klassischer Simpl-Revue-Abend, der in den kommenden Wochen allerdings nicht die Regel sein wird. Kabarett wird nur eine der vielen Säulen sein, auf denen Niavarani und Hoanzl ihr Programm aufgebaut haben. Ihr Konzept? "Diejenigen, die den Telefonhörer abgenommen haben, die stehen auf der Bühne", erklärt Hoanzl lachend. Und das waren ziemlich viele.

Die meisten Künstler waren in den vergangenen Monaten zum Nichtstun verdammt, Möglichkeiten aufzutreten gibt es auch seit den Lockerungen kaum. Viele Theater und Kabarettbühnen haben den Neustart in den Herbst verschoben. Umso zahlreicher waren die Zusagen von Theatermachern, Musikern und Kabarettisten, auf der neuen Wiener Freiluftbühne aufzutreten. "Wichtig war uns, dass alle Genres vertreten sind, das Auftrittsverbot hat die Theatermacher ja genauso getroffen wie die Wienerliedsänger."

Szene gut vertreten

Von Ernst Molden und dem Nino aus Wien über die Kabarettisten Michael Mittermeier oder Klaus Eckel bis hin zu den Theatermachern Maria Happel und Sona MacDonald ist die Szene gut vertreten. Und natürlich wird Michael Niavarani ziemlich oft auf der Bühne stehen. "Wir brauchen einige große Namen, um das Ganze ins Laufen zu bringen", so Hoanzl. Subventioniert wird das Theater im Park nicht, nur wenn genügend Karten verkauft werden, zahlt sich das Ganze für die Macher auch finanziell aus. Bis jetzt schaut es gut aus. 20.000 Tickets sind bereits verkauft. Während man im Juli vor maximal 500 Leuten spielen darf, wird es im August die stolze Zahl von 1.250 sein. Platz ist in dem zwei Hektar großen Privatpark genug vorhanden.

Auch die Sicherheitsabstände bereiten Hoanzl und Niavarani kein Kopfzerbrechen. Der Reihenabstand beträgt ganze 1,5 Meter, auf zwei Sitzplätze folgt ein Abstelltisch. Pause wird keine gemacht, ein Einbahnsystem regelt den Zugang zu den Toiletten, Getränke können im Internet vorbestellt werden. "Ich glaube, auch zu Hause ist man nicht sicherer als bei uns." Nur das Regenwetter bereitet Hoanzl Sorgen.

Anders als bei vielen Sommertheatern oder auch beim Jedermann auf dem Salzburger Domplatz gibt es keine Möglichkeit, in einen überdachten Raum auszuweichen. Bei Sturm oder Starkregen bekommen die Ticketkäufer 100 Prozent des Eintrittsgeldes zurück, verspricht Hoanzl. Vielleicht hat es in den vergangenen Wochen aber bereits genug geregnet. Und die Theaterabende im Belvedere bleiben trocken. (Stephan Hilpold, 2.7.2020)