Neos-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre hatte Fragen zu den Deutschförderklassen.

Foto: Parlamentsdirektion / Photo Simonis

So angetan sich Bildungsminister Heinz Faßmann (ÖVP) vom Erlernen einer Sprache im Alltagskontext auch zeigt, wenn es um die "Sommerschule" in den letzten beiden Ferienwochen geht (siehe hier) – am Konzept der Deutschförderklassen hält er dennoch fest.

Aus der Beantwortung einer parlamentarischen Anfrage von Neos-Bildungssprecherin Martina Künsberg Sarre geht hervor, dass man im Ministerium gar nicht weiß, wie viele Kinder aus solchen separaten Sprachklassen während der Corona-bedingten Schulschließung über den Online-Unterricht gar nicht oder nur ungenügend erreicht wurden.

Umso mehr wundert sich die pinke Abgeordnete, dass Faßmann daran festhält, dass jene Schülerinnen und Schüler erst die Kompetenzüberprüfung positiv absolvieren müssen, bevor sie im Herbst in die Regelklasse wechseln dürfen – wurde doch für alle anderen Kinder das "Sitzenbleiben" weitgehend ausgesetzt, Corona macht’s möglich. Im Ministerium wird argumentiert, dass es sich dabei nicht um eine Prüfung, sondern um ein "diagnostisches Instrument" handle. Ohne "passende Fördermaßnahme" sei es "pädagogisch nicht sinnvoll und nicht zu verantworten, wenn diese Schülerinnen und Schüler in die nächsthöhere Schulstufe (...) aufsteigen würden".

Verlust eines Schuljahres

Die Anfragestellerin kommt zu einer anderen Conclusio: Selbst wenn es sich um ein Diagnoseverfahren handle, seien die Folgen mit jenen einer Prüfung vergleichbar – immerhin geht es um den Verlust eines Schuljahres, sagt Künsberg Sarre. Dass die fehlende Sprachvermittlung in zwei Wochen "Sommerschule" wettgemacht werden könne, glaubt die Abgeordnete nicht. Das sei nicht nur vom Zeitrahmen her zu kurz gedacht, es fehle zudem ausreichend qualifiziertes Personal.

Künsberg Sarre will die Entscheidung, welche Förderung ein Kind bekommt, lieber in die Autonomie der Schulen legen: "Die wissen am besten, was es braucht." Es fehle aber an personellen Ressourcen. Faßmann will mit einem "zusätzlichen Abrufkontingent" von 442 Planstellen das Auslangen finden. Auf Nachfrage heißt es dazu im Ministerium, es handle sich dabei um jene Lehrerplanstellen, die jedes Jahr vom Bund finanziert werden. (Karin Riss, 1.7.2020)