Rettungskräfte auf der Suche nach Überlebenden.

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Der Erdrutsch löste eine Flutwelle aus.

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Yangon (Rangun) – Nach einem Erdrutsch in einer Bergbauregion in Myanmar ist die Zahl der Toten auf mindestens 172 gestiegen. Das teilte die Feuerwehr auf Facebook mit.

Bei dem Unglück am Donnerstag hatten Arbeiter in einer Abraumhalde der örtlichen Jade-Minen nach den wertvollen grünen Steinen gesucht, als sie von den Schlammmassen begraben wurden. Der starke Monsunregen, der den Erdrutsch ausgelöst hatte, erschwerte laut Behördenangaben nun auch die Bergungsarbeiten. Mindestens 70 Menschen hätten bisher verletzt aus dem Schlamm gerettet werden können, sagte ein Parlamentsabgeordneter des Unglücksortes Hpakant.

Heftige Regenfälle

Den von der Feuerwehr veröffentlichten Aufnahmen zufolge verwandelte der Erdrutsch ein ganzes Tal in der Nähe der Gemeinde Hpakant in einen Schlammsee. Immer wieder bargen die Rettungskräfte Opfer aus dem Schlamm – dabei setzten sie Gummireifen als provisorische Flöße an.

Zum Zeitpunkt der Katastrophe hatte es heftig geregnet. Die Behörden hätten wegen des früh einsetzenden Monsuns vor der Arbeit in den unsicheren, offenen Minen gewarnt, die Opfer aber hätten diese ignoriert, erklärte die Polizei. Ohne diese Warnung wären möglicherweise noch mehr Menschen umgekommen.

In Myanmar sind bei einem Erdrutsch in einer Jade-Mine mehr als 100 Menschen ums Leben gekommen.



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Die Region Hpakant liegt in dem an China angrenzenden Bundesstaat Kachin, in dem mehrere Rebellengruppen aktiv sind. Sie zählt zu den Hauptabbaugebieten für Jade. In den offenen Minen sterben jedes Jahr dutzende Arbeiter bei Unfällen oder Erdrutschen. Vor fünf Jahren waren bei einem Erdrutsch mehr als hundert Menschen getötet worden, vergangenes Jahr starben 50 Arbeiter.

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Gefährliches Geschäft

Myanmar ist einer der größten Jade-Produzenten weltweit. Vor allem im benachbarten China steht der Schmuckstein hoch im Kurs. Die Bergbaufirmen, die vielfach mit der früheren Militärjunta in Verbindung stehen, verdienen mit dem Abbau Milliarden.

Von den Gewinnen werden wiederum tausende Anrainer und Wanderarbeiter armer ethnischer Minderheiten angezogen, die den lose aufgeschütteten Aushub der Minen nach übersehenen Edelsteinen durchsuchen. Die groß angelegte Suche nach Jadesteinen hat die arme und schwer zugängliche Region inzwischen in eine Mondlandschaft verwandelt.

Nach den Worten von Hann Hindstrom von der Nichtregierungsorganisation Global Witness zeigt die Katastrophe vom Donnerstag einmal mehr den "dringenden Reglementierungsbedarf" der Jade-Industrie in dem südostasiatischen Land. (APA, AFP, 2.7.2020)