Es gibt einen LASK vor und einen LASK nach (während) Corona. Der eine war sympathisch, erfolgreich, quasi schon ein Meister der Herzen. Der andere ist böse, hat Regeln gebrochen, ein Foul begangen. Und er hat Fußballspiele in erster Linie verloren. Insofern war es keine Neuigkeit für Trainer Valérien Ismaël, als es das 1:3 gegen Rapid zu bilanzieren hatte. Er gratulierte den Hütteldorfern zum Vizemeister. "Sie haben es verdient. Tabellen lügen nicht." Ismaël saß in einem Saal im Allianz-Stadion, er sprach leise, beschrieb seinen Gefühlszustand mit "traurig". Er zeigte Reue: "Wir haben uns selbst ins Knie geschossen, haben die Retourkutsche bekommen." Der LASK könnte auf Platz vier abrutschen. "Natürlich bleibe ich hier." Der Franzose strebt eine Wiedergutmachung an.

Erschwerte Bedingungen in Hütteldorf.
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Rapid ist also Zweiter, das letzte Spiel am Sonntag beim Wolfsberger AC fällt unter die Rubrik "völlig wurscht". Trainer Didi Kühbauer gelobte, "mit elf Spielern" anzutreten. Von seiner Gefühlslage hat Ismaël maximal geträumt. Die beiden hatten während der Partie einen verbalen Disput, der Gast mokierte sich über Kühbauers Tonfall, wollte aber keine Staatsaffäre daraus machen. "Mit mir redet man so nicht."

Rapid, zuletzt 2015/16 Vizemeister, hat in dieser Saison verblüfft – vor und während Corona. "Richtig, richtig geil", sagte Kapitän Stefan Schwab. In einer normalen Welt hätte er mit seiner Kollegenschaft vor grob geschätzten 24.000 Fans Ehrenrunden gedreht. Angesichts der Leere wurde darauf verzichtet, es wäre lächerlich gewesen – zumal es geschüttet hat. Schwab erinnerte an die Lage vor einem Jahr, "da sind wir in der Qualifikationsgruppe herumgegurkt. Wie sind trotz aller Probleme immer wieder aufgestanden. Ich wünsche mir, dass Kritiker auch einmal Lob ausschütten, wir verdienen Hochachtung."

Einem Vizemeister werden Wünsche erfüllt, also hiermit Lob für und Hochachtung vor Rapid. Herr Kühbauer dankte Frau Kühbauer: "Weil sie mich in den letzten, stressigen Wochen ausgehalten hat." Die Mannschaft sei beeindruckend aufgetreten, trotz der vielen Verletzen. Jeder Spieler habe sich entwickelt, das Klima sei hervorragend, man habe Ruhe bewahrt, sich nicht aus der Bahn werfen lassen. "Wobei das Klima keine Punkte holt, es ist nur eine Basis." In der Meisterrunde wurden gleich zehn Akteure aus dem eigenen Nachwuchs eingesetzt. "Das bedeutet mir viel."

Trainer Kühbauer: ""Ich kann mir Rapid ohne Schwab gar nicht vorstellen."
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Er, Kühbauer, verstehe Kritiker nicht, die einen Zauberfußball fordern. "Damit muss man bei Rapid leben, wir schöpften unsere Möglichkeiten aus." Rapid ist von Corona stärker betroffen als andere Vereine. Man ist vom Tagesgeschäft extrem abhängig. Hauptsponsor Wien Energie hat nach dem dämlichen, sexistischen Transparent der Ultras in der Partie gegen Hartberg einen Brief an Präsident Martin Bruckner und Geschäftsführer Wirtschaft, Christoph Peschek, geschrieben. Es wurde mit Konsequenzen gedroht. Sollte Ähnliches wieder passieren, werde man die Partnerschaft vielleicht sogar auflösen. Das wäre ein Desaster – für Rapid, nicht für Wien Energie.

Die Zukunft ist nicht planbar, sie hängt von der Entwicklung der Pandemie ab. Ausgerechnet der 29-jährige Schwab ist vertragslos. Kühbauer: "Ich kann mir Rapid ohne ihn gar nicht vorstellen." Schwab lässt alles offen. "Corona bedeutet für die Klubs Kampf ums Überleben." Unglücklicherweise kehren die verliehen gewesenen Deni Alar und Andrija Pavlovic zurück, sie sind im Gehaltsschema weit oben. Immerhin wurden die Kreditraten für die Rückzahlung der Stadion-Investitionen gestundet.

Zoran Barisic, dem Geschäftsführer Sport, sind die Hände gebunden. "Das liegt mir sehr im Magen. Ich würde gerne die Mannschaft so behalten, wie sie ist." Am 25./26 August ist Rapid in der zweiten Quali-Runde zur Champions League engagiert. Barisic steckt im Dilemma. "Man hat Erfolg und weiß nicht, ob man darauf aufbauen kann." Fix ist: Urlaub ab Montag. (Christian Hackl, 2.7.2020)