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Ein winziger Ausschnitt aus der alljährlich anfallenden Menge an Elektroschrott.
Foto: REUTERS/Eloisa Lopez

Ein ganz besonderer Gipfel hat im Jahr 2019 in neues Rekordhoch erreicht: Der weltweit produzierte "Berg" an Elektroschrott ist auf 53,6 Millionen Tonnen angewachsen, wie aus dem aktuellen "Global E-waste Monitor 2020" hervorgeht, an dem unter anderem die Universität der Vereinten Nationen mitgeschrieben hat. Das entspräche 350 Mega-Kreuzfahrtschiffen vom Typ Queen Mary 2 (falls die Zahl damit anschaulicher wird).

Den puren Materialwert der Gesamtmenge an ausrangierten Kühlschränken, Monitoren, Handys und anderen Elektro-Geräten beziffert der Bericht auf 51 Milliarden Euro – was nach einer lohnenden Ressource klingt, tatsächlich würden aber nur 17,4 Prozent des Schrottbergs eingesammelt und recycelt. Viele kostbare Rohstoffe seien stattdessen verbrannt worden oder auf Müllhalden gelandet.

Es geht bergauf, aber leider im falschen Sinne

Innerhalb von fünf Jahren habe der Elektroschrottberg um 21 Prozent zugelegt. Und mit einer baldigen Umkehr der Entwicklung rechnen die Experten nicht: Für 2030 prognostizieren sie 74 Millionen Tonnen Elektroschrott. Gezählt wird dabei alles, was einen Stecker oder eine Batterie hat.

Die Gründe für den enormen Zuwachs seien vielfältig, beginnend beim steten Strom mehr oder weniger sinnvoller Innovationen: "Das ist der wackelnde Hund, das ist das elektrische Werkzeug für den Garten, das sind intelligente Kleidungsstücke, die den Puls messen", sagt Rüdiger Kühr, einer der Mitautoren des Berichts. Ein anderer Grund: Ein größerer Teil der Weltbevölkerung habe mittlerweile die Möglichkeit, sich bestimmte Geräte zu leisten. Dass aus der großen Masse dann auch schnell viel Schrott wird, liege an der mitunter kurzen Lebensdauer vieler Geräte. Hinzu komme, dass es oft nur unter größten Mühen gelingt, sie bei einem Defekt zu reparieren.

Einen Anstieg stellten die Experten unter anderem bei ausrangiertem Equipment fest, das zur Regulierung von Temperatur dient – also zum Beispiel bei Klimaanlagen und Kühlschränken (plus sieben Prozent im Vergleich zu 2014).

Regionale Unterschiede

Pro Kopf betrachtet führt Müllproduktion aus Europa die Statistik an. 16,2 Kilogramm trug durchschnittlich jeder Europäer 2019 zum E-Schrott-Berg bei. Europa schneidet allerdings auch mit einer Recycling-Quote von 42,5 Prozent am besten ab. Asien liegt an zweiter Stelle mit 11,7 Prozent, Afrika hat die niedrigste Quote mit 0,9 Prozent. Insgesamt wurden nach Berechnungen der UN-Experten 2019 nur 17,4 Prozent des produzierten E-Schrotts eingesammelt und recycelt. Die Recycling-Aktivitäten könnten nicht Schritt halten mit der Geschwindigkeit, in der neuer Schrott produziert werde, stellten sie fest.

Auch in Ländern, in denen die Mülltrennung hochgehalten wird, gebe es aber noch Nachholbedarf, sagte Kühr. Zu oft würden die bestehenden Recyclingmöglichkeiten nicht genutzt. Vieles wandere einfach so in die Tonne, anderes werde irgendwo abgeladen. Eine Lösung könnten stärkere Anreize sein, Geräte ordnungsgemäß zu entsorgen – zum Beispiel eine Ermäßigung auf ein neues Gerät, wenn man das alte abgibt.

Kühr verwies darauf, dass es bereits ein Umdenken in anderen Umweltbereichen gegeben habe, etwa beim Plastikmüll. "Ich würde mir wünschen, dass das ähnlich auch für Elektroschrott alsbald passiert", sagte er. "Weil wir sonst wirklich auf eine ganz große Krise zulaufen." (red, APA, 2. 7. 2020)