Rudolf Anschober (vorne) schneidet in der Umfrage am besten ab. Dahinter Bundespräsident Alexander Van der Bellen und Vizekanzler Werner Kogler (Grüne).

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Wien – Rund jeder vierte Wahlberechtigte in Wien findet, dass seine Heimatstadt gesundheitlich besser durch die Corona-Krise gekommen sei als der Rest Österreichs, 60 Prozent meinen, dass es gesundheitlich etwa gleich gut gegangen sei, und nur elf Prozent sagen, dass es in Wien gesundheitlich schlechter gelaufen sei. Besonders die erklärten Anhänger von SPÖ und Grünen stellen der Stadt ein gutes Gesundheitszeugnis aus

Etwas anders sieht es aus, wenn man nach den wirtschaftlichen Folgen der Krise für Wien fragt: Hier sagen nur 15 Prozent, dass Wien die wirtschaftlichen Folgen besser als der Rest Österreichs gemeistert habe, 13 Prozent meinen, dass es Wien härter treffe, und 65 Prozent sagen: "Wien ist wirtschaftlich etwa gleich gut durchgekommen wie der Rest von Öster-reich." Das geht aus einer Umfrage des Linzer Market-Instituts für den STANDARD hervor.

DER STANDARD ließ in diesem Zusammenhang auch erheben, welche Bundes- und Landespolitiker ihre Sache gut gemacht hätten und welche eher nicht so gut.

Top-Noten für Anschober

Hier sieht man, dass Gesundheitsminister Rudolf Anschober von den Grünen – wie auch in vielen bundesweiten Umfragen – die besten Noten erhält. Abgefragt wurde nach der fünfstufigen Schulnotenskala: 49 Prozente der Wienerinnen und 37 Prozent der Wiener geben dem Oberösterreicher ein "Sehr gut"; sein Verhalten kommt bei älteren Befragten besser an als bei jüngeren, negative Benotungen vergeben fast nur Anhänger der FPÖ, diese dafür in hohem Ausmaß. Die Durchschnittsnote ist mit 2,03 kaum mehr zu toppen.

An Anschober heran reicht nur Bundespräsident Alexander Van der Bellen, bei dem der Unterschied in der Wahrnehmung von männlichen und weiblichen Befragten nicht ganz so stark auseinanderklafft – gleichzeitig ist die unterschiedliche Anerkennung durch jüngere und ältere Befragte stärker ausgeprägt. Durchschnittsnote: 2,18.

Kurz polarisiert stärker als Kogler oder Ludwig

Den dritten Platz belegt ebenfalls ein Politiker aus dem grünen Lager, nämlich Vizekanzler Werner Kogler mit der Durchschnittsnote 2,47. Der Steirer liegt damit knapp vor dem ersten Wiener (oder Wahl-Niederösterreicher) in der Wertung, Bundeskanzler Sebastian Kurz mit der Durchschnittsnote 2,51. Ein genauerer Blick in die Datentabelle zeigt: Ein Drittel der Wienerinnen und Wiener (wiederum Frauen deutlich stärker als Männer) ist geneigt, dem Kanzler die Bestnote zu geben, es gibt aber auch viele schlechte Benotungen, jeder Siebente gibt ein "Nicht genügend".

Market-Institutsleiter David Pfarrhofer: "Der Bundeskanzler hat Fans, die ihm wahrscheinlich überall hin folgen würden – aber er trifft auf starke Ablehnung vor allem von freiheitlichen Wählern, aber auch von erklärten Sozialdemokraten."

Für den Wiener Bürgermeister Michael Ludwig gelte das deutlich weniger, sagt Pfarrhofer: "Ludwig polarisiert viel weniger als die ÖVP-Politiker , er bekommt sehr wenige Fünfer, aber auch sehr viel weniger Einser als die Bundespolitiker Kurz oder gar Anschober. So kommt er zu einer guten Durchschnittsnote – wie übrigens auch der Gesundheitsstadtrat Peter Hacker, der etwas mehr polarisiert."

Nehammer vor Blümel

Stark polarisiert etwa Innenminister Karl Nehammer, der von ÖVP-Wählern und tendenziell von älteren Befragten sehr gute Noten bekommt, bei SPÖ-Wählern, Freiheitlichen und auch bei politisch indifferenten Personen aber viele Fünfer kassiert. Nehammer wird etwas mehr Verantwortung zugetraut als dem Wiener ÖVP-Chef und Finanzminister Gernot Blümel, der auch etwas mehr Fünfer bekommt.

Ganz am Ende der Liste steht FPÖ-Klubchef Herbert Kickl, der als einziger freiheitlicher Politiker während der Krise – jeweils mit pointierter Kritik – die Öffentlichkeit erreicht hat. Ihm schlägt massive Ablehnung entgegen, 48 Prozent geben ihm ein "Nicht genügend", ein "Sehr gut" geben Kickl fast nur erklärte FPÖ-Wähler. (Conrad Seidl, 6.7.2020)